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News Renaturierung: Ein wichtiger Beitrag zur Biodiversität

Renaturierung: Ein wichtiger Beitrag zur Biodiversität

Eine gesunde Umwelt ist auch für uns wichtig

In seiner Erzählung «Die Wassernot im Emmental» schildert Jeremias Gotthelf sehr eindrücklich das Ausmass des grössten bekannten Hochwassers im Emmental im Jahr 1837. Dieses und weitere Hochwasser sorgten dafür, dass die Emme im 19. Jahrhundert über weite Strecken kanalisiert und beidseitig Dämme aufgeschüttet wurden. So konnte die Gefahr weiterer Überschwemmungen erfolgreich gebannt werden. Unsere Umwelt, unser Klima und auch wir sind gefordert. Renaturierung ist darum ein wichtiger Beitrag zur Förderung des Systems Natur.

Die Themen im Überblick:

Renaturierung: Gewässer brauchen Freiheit
Renaturierung: Gewässer brauchen Freiheit

Wie geht es dem Patienten Natur in der Schweiz?

Hochwasserschutz ist eindeutig eine gute Sache. Doch werden wir uns einmal bewusst, wie stark wir unsere Bäche und Flüsse verändert haben.

Vielleicht haben wir es doch etwas übertrieben mit dem Begradigen und Einbetonieren der meisten Wasserläufe.

Mit teilweise sehr negativen ökologischen Folgen. Unsere Gewässer wurden gezähmt, damit sie nicht mehr über die Ufer treten können:

  • keine überschwemmten Dörfer und Felder mehr,
  • Ernteertrag gesichert.
  • Operation gelungen.



Doch wie geht es dem Patienten?

Mit unseren Wasserkraftwerken gewinnen wir aus Flüssen, die einfach so dahinfliessen — saubere Energie ohne CO2-Belastung. Ist doch top umweltfreundlich!

  • Dass Wasserkraftwerke jedoch verhindern, dass Schlamm und Steine auf natürliche Weise weitertransportiert werden und somit wichtige Ökosysteme schwächen, ist die Kehrseite der Medaille.
  • Dazu kommen die künstlichen Abflussschwankungen, die auch Fauna und Flora massiv aus dem Gleichgewicht bringen.
  • Wo bisher Wasser war, herrscht plötzlich Trockenheit.
  • Oder angenehm geschützte Plätzchen sind innert Kürze überschwemmt. Nest weg, Junge tot. Und wenn es «nur» Krabbeltiere sind.

Mit Renaturierung sollen diese veränderten Lebensräume wieder in einen möglichst naturnahen Zustand gebracht werden.

Die Orbe bei Vallorbe
Zurück zur Natur dank Renaurierung

Haben wir nicht andere Probleme?

Bestimmt haben wir noch ganz andere Probleme! Doch viele davon können letztendlich gerade mit unserer Distanzierung zur Natur zusammenhängen. Natürlich (oder eben gerade nicht natürlich) geht es um

  • wirtschaftliches Wachstum,
  • eine starke Landwirtschaft,
  • Arbeitsplätze und darum,
  • unseren Wohlstand aufrechtzuerhalten.

Doch wie viel gibt unser Planet noch her? Wagen Sie einen mutigen Blick zurück?

Naturvölker nehmen sich von der Natur nur das, was sie brauchen. Zum Beispiel essen sie aus Respekt vor einem erlegten Tier auch die weniger edlen Teile. Unsere Vorfahren waren diesem Grundsatz ebenfalls verbunden.

Fehlende Verbindung von Mensch und Umwelt

Mit zunehmender Technisierung ging diese Verbindung zur Natur mehr und mehr verloren. Wie viele Kinder wissen wohl, woraus Pommes bestehen und wie diese Materie entsteht? Stattdessen können wir uns Dinge leisten, die zwei oder drei Generationen vorher undenkbar gewesen wären. Ein Telefon in der Tasche? Ein eigenes Auto? Auch hier wage ich eine unbequeme Frage zu stellen:

Wie viel unseres Konsums ist Kompensation für Dinge, die nicht gut laufen — und die anders gelöst werden müssten und könnten?

Anders gefragt: Tröstet uns das neue Kleidungsstück, Gadget oder die exklusiven Ferien weit weg von zuhause über allfällige Probleme in unseren Beziehungen hinweg? Mit Partner, Kindern, am Arbeitsplatz etc.?

Ökologischer Fussabdruck – Leben auf Pump

Wie dem auch sei, unser ökologischer Fussabdruck ist leider riesig. Wenn alle so leben würden wie wir, bräuchte es – statistisch gesehen – 2,87 Erden.

Am 7. Mai 2025 haben Herr und Frau Schweizer die Ressourcen, die ihnen im laufenden Jahr zustehen, bereits verbraucht.

Laut WWF fast drei Wochen früher als im Vorjahr. Ab da leben wir sozusagen auf Pump.

Biodiversität – die Natur sorgt für sich selbst

Ein weiterer wichtiger Punkt bei Umweltfragen ist die Biodiversität.

  • Jedes Lebewesen dieser Welt hat seine bestimmte Aufgabe und wenn alles reibungslos verläuft, dient das eine dem anderen.
  • So entstehen natürliche Kreisläufe, die alle wiederum ineinander übergreifen.
  • Der Normalzustand der Welt wäre ein ausgewogenes Gleichgewicht, das sich fortlaufend selbst ausbalanciert.

Auf diese Weise sind alle Lebewesen versorgt. Und alle sind aufeinander angewiesen. Fällt eines davon weg, ist die Balance gestört.

Easy, die Welt dreht sich trotzdem weiter. Stimmt, doch es sind bereits viele Arten, die ausgestorben sind und es werden immer mehr.

Irgendwann ist der Punkt erreicht, wo es auch uns an die Existenz geht.

Denken wir nur an die Insekten, die die Blüten bestäuben, die zu unserer Nahrung werden. Pflanzenschutzmittel (Insektizide) bekämpfen zwar sogenannte Schädlinge, die nützlichen Lebewesen sind hinterher jedoch auch weg. Mit entsprechenden Folgen. Tatsache ist:

Biodiversität ist existenziell für Mensch und Tier.

Anhand der bisher genannten Aspekte bekommt die Renaturierung von Flusslandschaften langsam ein Gesicht. Was können wir tun, um die Weichen etwas anders zu stellen? Um natürliche Lebensräume und Kreisläufe wieder zu ermöglichen?

Biodiversität: Jede Pflanze hat ihre Aufgabe. Die Natur sorgt für sich selbst.
Biodiversität: Jede Pflanze hat ihre Aufgabe. Die Natur sorgt für sich selbst.

Was gibt es für Massnahmen zur Renaturierung?

Ganz einfach ausgedrückt bedeutet es dasselbe wie bis anhin, nur in der entgegengesetzten Richtung, sprich gezielter Rückbau von Begradigungen und Begrenzung von Gewässern.

Von begradigt zurück Richtung Ursprung

Begradigte Gewässer lassen durch neu geschaffene Flussschlingen wieder natürliche Auenlandschaften und Lebensräume entstehen. Flussauen sind lebendige Landschaften in Flussnähe, die sich, je nach Flusspegel, laufend verändern.

Auch die Umgebung von Flüssen und Seen wurde teilweise stark verändert. Aus diesem Grund werden wieder heimische Pflanzen gepflanzt oder angesät, um die natürlichen Lebensräume wiederherzustellen und die Biodiversität zu unterstützen.

Stabilisieren mit naturnahen Massnahmen

Die Emme beispielsweise hat sich seit den baulichen Schutzmassnahmen so stark eingetieft, dass die fortschreitende Sohlenerosion die bestehenden Schutzbauten gefährdet. Mit möglichst naturnahen Massnahmen wird der Flusslauf nun schrittweise stabilisiert und gleichzeitig revitalisiert. Mit geeigneten wasserbaulichen Eingriffen wird die problematisch gewordene Sohlenerosion unterbunden, der Geschiebehaushalt verbessert und der Fluss aus seinem engen Korsett befreit.

Quelle: ranger-jurasued.ch

Renaturierung ermöglicht freie Fischwanderung

Das Schweizer Gewässerschutzgesetz verlangt, dass die sogenannte Fischgängigkeit (= freie Fischwanderung) in unseren Flüssen wiederhergestellt werden muss. Ja, tatsächlich, auch Fische wandern! Nicht mit Sonnenhut und Stöcken, doch teilweise über sehr grosse Distanzen entlang des jeweiligen Flusslaufs. Verschiedene Arten wechseln sogar von Süsswasser in Salzwasser oder umgekehrt. Das bekannteste Beispiel ist der Lachs, der das Meer verlässt und flussaufwärts schwimmt, um sich dort fortzupflanzen.

Ob weit oder weniger weit, jede Fischart bewegt sich entlang des Flusslaufs, je nach Entwicklungsphase. Solche Wanderungen flussauf- oder flussabwärts sind im Lebenszyklus eines Fischs zwingend notwendig.

In einem Fischleben gibt es beispielsweise

  • Nahrungszonen,
  • Wachstumszonen,
  • Ruhezonen oder
  • Schutzzonen.

Fische bewegen sich zu den Laichplätzen, um sich fortzupflanzen und den Winter verbringen sie in tieferen Gewässern. Ebenso verschieben sie sich je nach bestehendem Nahrungsangebot oder um neue Lebensräume einzunehmen.

Zur Renaturierung eines Flusses gehört, dass Hindernisse, die die Fischwanderung wesentlich beeinträchtigen, saniert werden müssen.

Lebensraum Flüsse und Bäche
Flüsse und Bäche sind Lebensraum zahlreicher Fische

Wer profitiert von einer Renaturierung?

Von einer Renaturierung profitiert als erstes die Natur im und am Wasser. Doch nicht nur. Ein wiederbelebter Flusslauf ist auch für uns ein attraktiver und beliebter Ort der Entspannung und Erholung.

Biodiversität ist für uns Menschen nicht nur körperlich wichtig, sondern auch psychisch.

Denn der Lärm und Stress des Alltags reizen unser Nervensystem, lassen unseren Blutdruck ansteigen, die Konzentrationsfähigkeit schwindet mehr und mehr, das Immunsystem wird geschwächt.

Naturgeräusche reduzieren Stress
Naturgeräusche reduzieren Stress

Naturgeräusche reduzieren Stress

Naturgeräusche reduzieren nachweislich Stress und auch Schmerz, heben die Stimmung und fördern die geistige Leistungsfähigkeit.

Die Wissenschaftsjournalistin und Autorin Christina Berndt drückt es in ihrem Buch «Klimaresilienz» folgendermassen aus:

Wer Naturgeräusche hört, kann entspannen, denn natürliche akustische Umgebungen liefern Signale für Sicherheit oder eine geordnete Welt ohne Gefahr.

Dabei kommt dem Vogelgesang eine ausserordentliche Rolle zu. Leider ist auch die Anzahl Vögel in den letzten Jahrzehnten erschreckend stark gesunken. Die Rechnung scheint mir einfach: Weniger Insekten = weniger Vögel. Wie ging das schon wieder mit den Kreisläufen und der gegenseitigen Abhängigkeit? Es gibt unendlich viele Gründe, die Biodiversität leidenschaftlich zu schützen und wieder aufzubauen. Unter anderem durch Renaturierung. Wann haben Sie das letzte Mal einen Vogel singen gehört?

© schweiz-kantone.ch, 23.6.2025, Tabea Räber

Renaturierung: Ein wichtiger Beitrag zur Biodiversität

Autorin

Autorin

Tabea Räber, Texterin, Orthografie-und-Grammatik-Prüferin (Text-Unkraut-Entfernerin), Verständlichkeits-Designerin, Leseratte, Pflege-Erfahrene, Seniorenbetreuerin, Gerne-Köchin und Geniesserin, Hobbygärtnerin, ruhender Pol. Sie ist regelmässige Autorin für Artikel rund um Gartenpflege und Gartenbau.

 

Tabea Räber, Autorin und Lektorat, räber marketing & Coaching

Weiterführende Tipps im Web

GGZ-Gartenbau.ch: Renaturierung – was passiert da und warum? In der Schweiz gibt es unzählige Gewässer. Fast überall trifft man auf das lebenswichtige Nass. Vielen Menschen ist jedoch nicht bewusst, dass unsere Bäche, Flüsse und Seen sowie deren Umgebung oft stark verändert worden sind. Ganze Ökosysteme sind dadurch gefährdet. Deshalb werden Gewässer renaturiert. Doch was bedeutet das genau? Ganzer Artikel auf GGZ-Gartenbau.ch lesen.

plattform-renaturierung.ch: Renaturierung der Gewässer – um was geht es? Gewässer sind jene Lebensräume in der Schweiz, die sich wohl am meisten von ihrem natürlichen Zustand entfernt haben. Die Gewässerschutzpolitik des Bundes hat zum Ziel, Flüsse, Bäche und Seeufer wieder aufzuwerten. Dies soll mit folgenden Massnahmen geschehen: ausreichender Gewässerraum, Revitalisierungen und die Reduktion der negativen Auswirkungen der Wasserkraftnutzung. Ganzer Artikel auf plattform-renaturierung.ch lesen.

naturzentrum-thurauen.ch: Renaturierung der Thur Von 2008 bis 2017 wurde die Thur auf den letzten fünf Kilometern renaturiert. Erfahren Sie mehr über das Projekt, seine Entstehung und was es bewirkt. Ganzer Artikel auf naturzentrum-thurauen.ch lesen.

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