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News Spannungsfeld Mensch & Wolf: Welten treffen aufeinander!

Spannungsfeld Mensch & Wolf: Welten treffen aufeinander!

Sie sind wieder hier, die Wölfe – und sie bewegen

Sich selbst und ebenso die Gemüter von Landwirten, Naturschützern wie auch Menschen aus Politik und Wirtschaft. Wölfen wird viel nachgesagt. Viel Widersprüchliches. «Wir sind gut ohne sie ausgekommen», sagen die einen, «sie sind ein Teil unserer Umwelt», so sehen es die andern. Um Wölfe zu verstehen, müssen wir uns näher mit ihnen beschäftigen. Das Ziel dieses Artikels ist sachliche Information. Ich bilde Lebens- und Sichtweisen von Mensch und Wolf ab, Spannungsfelder inklusive. Und ich stelle Fragen zu einem erfolgreichen Nebeneinander. 

Die Themen im Überblick:

Spannungsfeld Mensch & Wolf: Welten treffen aufeinander!
Spannungsfeld Wölfe & Menschen

Wölfe und Menschen haben Ausdauer

Wussten Sie, dass Mensch und Wolf die beiden Lebewesen sind, die am längsten laufen könn(t)en? Das t steht für uns Menschen. Die wir uns sesshaft gemacht und die Häuslichkeit der Bewegung vorgezogen haben. Mensch und Wolf haben noch mehr Gemeinsamkeiten. Beide lieben zum Beispiel ihre Familie. (Quelle: Sachbuch «Komplexe neue Welt», Marco Wehr)10

Wann ist der Wolf in die Schweiz zurückgekehrt?

Es ist Spätherbst 1994. Im Val Ferret im Unterwallis haben zwei Schafhalter zwölf gerissene Tiere zu beklagen. Weitere werden im folgenden Alpsommer gerissen. Bald berichten die Medien schweizweit über die Verzweiflung der betroffenen Schafhalter. Am 5. Februar 1996 um 2:03 Uhr tappt ein Wolf in eine Fotofalle. 20 Stunden später gibt ein Wildhüter einen Schuss auf einen Wolf ab. (Quelle: Sachbuch «Rückkehr der Wölfe – Eine Rückkehr mit Folgen» – Elisa Frank, Nikolas Heinzer 1).

Damit nimmt eine lange Leidensgeschichte für Wölfe und Nutztierhalter – den zwei hauptbetroffenen Protagonisten – ihren Lauf.

Am 2. Juni 2003, also neun Jahre nach der Rückkehr der ersten Wölfe in die Schweiz, überweist der Nationalrat ein Postulat der UREK-N (Konzept Wolf Schweiz; 02.3393) an den Bundesrat.

Das Konzept kann hier als PDF heruntergeladen werden.

Selbstporträt: Andreas Räber, Hobby- Naturfotograf
Ich unterwegs auf Fotopirsch

«Sie suchen den Wolf?»

Zuerst einmal: Wer bin ich? Ich bin mittlerweile 60 Jahre alt, beruflich im Bereich Online-Marketing und auch als Coach in Berufsfragen und Förderung von Persönlichkeitsentwicklung, tätig. Wie für viele andere Menschen, ist die Natur mein geschätzter Erholungsraum.

Daher bin ich oft draussen anzutreffen. Erstens, weil ich in einem wunderschönen Naherholungsgebiet wohne und zweitens ist Naturfotografie mein Hobby.

Am 12.3.2021 berichtet der Zürcher Oberländer, dass ein junger Wolf in Bäretswil in eine Fotofalle getappt ist.

Ein Wolf löst viele Fragen und auch Ängste aus. Wie verhält man sich bei einer Begegnung? Wie schützt man sich? Bleibt das Tier oder zieht es weiter? Insbesondere die sozialen Medien zeigen Videos von Wolfsbegegnungen und Bilder von Wolfsrissen. Leider sind viele davon gefaked oder die Menschen fühlen sich bedroht und reagieren sehr emotional.

In dieser Zeit werde ich auf meiner Fotopirsch immer wieder angesprochen, ob ich den Wolf suche. Meine Antwort darauf:

«Wenn der Wolf fotografiert werden will, sucht er mich von sich aus.»

Wie sind diese Wölfe überhaupt? Was wir nicht kennen und darum nicht einschätzen können, dort interpretieren wir manchmal bestimmte Eigenschaften, Gefahren und Ängste hinein (= mentale Simulation 11: was alles sein könnte).

Fehlende und falsche Informationen führen oft zu Angst und in der Folge zu einer Meinungsbildung, die schlimme Folgen haben kann.

Und so mache ich mich auf. Lese etliche Bücher über Wölfe, sichte Filmmaterial, führe Gespräche, gleiche es mit meinem Wissen über Mensch, Tier, Psychologie und eigenen Erfahrungen ab.

Das Ergebnis sind die nachfolgenden Erkenntnisse. Wenn sie Ihnen, liebe LeserInnen, den einen oder anderen Impulse geben, dann freue ich mich sehr darüber.

Andreas Räber, 11.2.2025

Protagonist 1: der Wolf

Wölfe sind in der Regel menschenscheu. Ausser, sie wurden von Menschen gefüttert (Essen beim Wandern liegen lassen bedeutet auch füttern, denn diese Nahrung riecht nach Mensch). Wie viele andere Tiere, sind Wölfe auch neugierig, doch das ist eher selten.

Wölfe suchen sich einen möglichst geeigneten Lebensraum, wo es genug Nahrung gibt.

Lässt sich ein Wolfspaar in einer Region nieder, beansprucht das ungefähr ein Gebiet in der Grösse des Kantons Zug. Dies zeigt, dass es in der Schweiz nie viele Wölfe geben wird. Denn die Reviere werden bis auf den Tod gegen andere Wölfe verteidigt (Selbstregulation).

50 Prozent der Wölfe werden nicht älter als ein Jahr. Viele nicht älter als 4 Jahre.

Grund dafür sind Verkehrsunfälle und Schwarzjagd oder auch politische und wirtschaftliche Interessen ohne wissenschaftlich fundierte Grundlagen. 16

Spannungsfeld Mensch & Wolf: Welten treffen aufeinander!

Wölfe auf der Jagd: allein oder im Rudel

Wölfe werden oft als intelligente Jäger bezeichnet. Doch im Schnitt sind sie nur bei jeder 20. Jagd wirklich erfolgreich. 16

Um insbesondere grosse Wildtiere zu jagen, braucht es das ganze Wolfsrudel. Schon den jungen Wölfen wird das Jagen beigebracht. Es ist in erster Linie das leichte und darum wendige und schnelle Alphaweibchen, welches ihnen sowohl Kooperation im Rudel als auch Jagd-Technik lehrt, beschreibt Shaun Ellis im Buch «Der Wolf» 3. Ellis lebte fast drei Jahre mit einem Wolfsrudel zusammen. Auf diese Weise erhielt er tiefen Einblick in das Leben der Wölfe und erfuhr faszinierende Details.

Werden einzelne Tiere durch Abschuss getötet, ist die Gefahr gross, dass das Wolfsrudel auseinanderfällt. In der Folge streifen einzelne Wölfe durch die Gegend und fokussieren sich auf kleinere Tiere wie Schafe, die sie als Einzeltier besser töten können.

Übrig gebliebene Wölfe wandern in Gebiete, in die sie sonst nicht gehen würden. Ergänzung: Kora.ch meldet am 24.2025: «Zudem haben die Ergebnisse dieses Monitorings gezeigt, dass auch Einzelwölfe in der Lage sind, junge Rinder zu reissen.»

Wölfe sind hoch sozial – in ihrem Leben geht nichts über das Rudel/die Familie.

Wölfe : Uns so nahe und doch so fremd.

«Welchen Nutzen hat der Wolf?»

Diese Frage stellt mir ein langjähriger Arbeitskollege, als ich ihm von meinem Projekt erzähle. Die Frage verwirrt mich.

Muss jedes Lebewesen einen Nutzen haben, damit es legitimiert ist, mit uns Menschen zusammenzuleben?

Ich finde, wir sollten uns immer wieder vergegenwärtigen, dass die Natur ein eigenständig funktionierendes System ist. Ein Geben und Nehmen. Sehr deutlich zeigt dies der Film «Die geheime Welt der Tiere»16. Über vier Jahre hinweg wurden im Osten Deutschlands 150 versteckte und ferngesteuerte Kameras in abgeschiedenen Lebensräumen eingesetzt. Ausgestattet mit Sensoren starten sie die Aufnahme, sobald ein Tier vorbeikommt. Das Ergebnis ist eine beeindruckende Dokumentation, die Einblicke in das Leben und Verhalten von Wildtieren schenkt, wie sie bisher noch selten gezeigt wurden.

Es ist eine andere Welt als die von uns Menschen. Es geht um Fressen-und-gefressen-Werden. In der Fachsprache um «Selbstregulation». Während wir Menschen uns vor allem technisch weiterentwickeln, bleibt die Natur sich selbst treu. Diese Tatsache blenden viele aus.

Nur weil wir etwas nicht sehen oder wahrnehmen, bedeutet das nicht, dass wir es vernichten dürfen, weil es nicht mit unseren Vorstellungen und unserem Lebensstil kompatibel ist.

Die wichtigsten Stichworte, was der Wolf bewirkt:

  • Der Wolf beeinflusst das Verhalten von Hirsch und Reh und bremst den Zuwachs der Bestände. (Siehe dazu «Wie Wölfe das Ökosystem des Yellowstone-Nationalparks retten» auf nationalgeographic.de 
  • Der Verbiss durch Wild an Weisstannen, Vogelbeeren und Ahorn geht zurück.
  • Viele Baumarten sind wichtig für die Anpassung des Bergwaldes an die Klimaerwärmung. Die Wildschäden am Schutzwald haben vielerorts unhaltbare Zustände erreicht. Als Folge müssen Millionen in Wildschutzmassnahmen und Verbauungen investiert werden. Der Schutzwald ist absolut wichtig für die Sicherheit in Berggebieten. Siehe dazu pronatura.ch.
  • Um stabil zu sein, braucht der Schutzwald eine Durchmischung von Baumarten und auch des Alters der Bäume. Alte Bäume bilden wichtige Hauptknotenpunkte im Mykorrhiza-Netzwerk (Bodenpilze). Zudem ziehen sie durch ihre tiefgehenden Wurzeln Wasser hoch in trockene Bodenschichten. Davon profitieren flach wurzelnde und jüngere Bäume.8
  • Der Wolf wird als «Gesundheitspolizei» des Waldes bezeichnet, da er häufig kranke und schwache Tiere frisst und somit den Bestand seiner Beutetiere gesund hält.
  • Ein Wolfsrudel allein kann den Bestand der Wildtiere nicht massgeblich beeinflussen, und dieser ist momentan sowieso unnatürlich hoch. Welche Wirkung der Wolf auf das Wild und den Wald hat, muss noch weiter erforscht werden. Der Artikel «Effekte von Wölfen auf die Waldverjüngung in der Schweiz» auf waldwissen.net beschreibt die aktuelle Ausgangslage recht gut.

Der verstorbene Wolfsexperte Ulrich Wotschikowsky (woelfeindeutschland.de) sagte:

«Wir brauchen auch keine Mehlschwalbe, keinen Enzian und kein Edelweiss, keine Opern und keine Kunstwerke. Aber die Welt wäre doch viel ärmer ohne sie. Ausserdem, wie können wir es uns erlauben, die Schöpfung infrage zu stellen? Wir haben die verdammte Pflicht und Schuldigkeit, sie zu erhalten.» (Quelle: blog.bayern-wild.de)

Pflicht und Schuldigkeit. Doch sollen wir ein Wildtier einfach «wüten» lassen? Hier zeigt sich das Spannungsfeld zwischen unserer Sichtweise und der Welt der Natur.

Um stabil zu sein, braucht der Schutzwald eine Durchmischung von Baumarten und auch des Alters der Bäume. Durch die Wirtschaft werden Bäume in der Schweiz im Schnitt im Alter von 100 Jahren gefällt.

Was ist ein Blutrausch?

Was ist, wenn der Wolf in einen sogenannten Blutrausch kommt und «einfach tötet»? Laut der deutschen Wolfsexpertin und Autorin Elli H. Radinger bezeichnet man diese Mehrfachtötung «Surplus Killing».
«Surplus Killing» kommt sehr selten vor.
Den genauen Ablauf hier genau zu umschreiben, überschreitet den Umfang dieses Artikels. Hier verweise ich auf den Artikel «Wissen Wolf: Mehrfachtötung von Schafen ist kein Blutrausch» auf elli-radinger.de. Es lässt niemanden kalt, vom Wolf getötete Tiere zu sehen. Und es ist umso schmerzhafter, wenn wir eine Beziehung zu ihnen aufgebaut haben. So bleiben Bilder zurück, deren Anblick uns schockieren. Unsere Zivilisationssicht (wie es sein sollte) verdrängt gerne andere Wirklichkeiten.
Vielleicht ist unser Schmerz die Folge der Entfremdung von uns Menschen von der Natur und ihren teilweise rauen Regeln. Wie wohl unsere Vorfahren empfunden haben?
In meiner Recherche hilft es mir zu lesen, dass sich Wölfe immer die schwächsten Tiere aussuchen.
Sie mögen brutal sein, sie sind aber auch ehrlich. Denn ihre Opfer sterben in der Regel innert Sekunden, in weniger als einer Minute.
Ein Wolf kann sowohl ein einzelnes als auch mehrere Schafe pro Attacke reissen. Dazu muss man wissen, dass unseren Nutztieren das Fluchtverhalten weitgehend «weggezüchtet» wurde. WolfspezialistInnen wie Elli Radinger weisen darauf hin, dass Wölfe an den Riss zurückkehren bzw. dass sie Stücke des Risses abtransportieren und vergraben für den späteren Verzehr. Das kann in einem Schneefeld sein, im Sumpf etc 16.
Dass mehrere Schafe getötet werden, muss also nicht zwingend Surplus Killing sein, sondern soll zur Versorgung des Rudels dienen.

Wann und wie wurden die Wölfe ausgerottet?

Vor langer Zeit respektierten sich Jäger und Wölfe gegenseitig als Teil der Schöpfung 2 und lebten Seite an Seite. Das änderte sich, als unsere Vorfahren sich sesshaft machten. Damit kam der Besitzanspruch in den Überlebenskampf hinein. Ein trauriges Kapitel. Schätzungen, wie viele Wölfe zum Beispiel in den Vereinigten Staaten zwischen 1850 und 1900 getötet wurden, gehen von einer bis zwei Millionen aus. Die beteiligten Menschen waren nach Amerika ausgewanderte Europäer. Unser Denken. Unsere Kultur. Die Art und Weise, wie diese Ausrottung geschah, weckt in mir die Frage, wer da das wahre Raubtier ist.
Wölfe wurden gefangen, mit Räude infiziert und wieder freigelassen, damit sie andere anstecken. Wolfswelpen wurden erwürgt, Wölfe mit Hilfe von Pferden auseinandergerissen, mit Benzin übergossen und angezündet … 2 Das Bizarrste, das ich lese, ist ein Wolf-Häutungs-Wettkampf im Wohnzimmer eines kanadischen Trappers. 2
Auch in der Neuzeit werden Wölfe mit fragwürdigen Methoden getötet, z. B. aus der Luft erschossen, in Schlingen erwürgt oder durch strychninhaltige Köder vergiftet. 2

Wie lange dauerte es, bis der Wolf in der Schweiz ausgerottet wurde?

1551 schrieb der Zürcher Universitätsgelehrte Conrad Gessner in seinem Tierbuch vom Wolf als einem räuberischen, schädlichen und gefrässigen Tier. Im Verlauf des 19. Jahrhunderts gab es in der Schweiz immer weniger Wölfe. Friedrich von Tschudi, Gelehrter und Politiker, schrieb in seinem Werk «Tierleben in den Alpen» (1853), dass die Wölfe in den Schweizer Alpen seltener geworden sind. 1 Gruppe-Wolf.ch schreibt auf ihrer Webseite:
«Der offiziell letzte einheimische Wolf wurde schliesslich 1871 bei Iragna/TI erlegt.»

Protagonist 2: Der Mensch und seine Rolle in Beziehung zum Wolf

Was hat sich in den gut 150 Jahren Abwesenheit der Wölfe in der Schweiz, insbesondere in den Bergregionen, getan?

Vieles!

  • Damals hatte die Schweiz 2.1 Mio. Einwohner (Quelle: hls-dhs-dss.ch). Bis heute hat sich die Einwohnerzahl mehr als vervierfacht.
  • Tourismus und Industrie nehmen immer mehr Einzug. Für die damaligen und auch heutigen Bauern wird die Industrie zu einer zweiten Einnahmequelle (Form der kombinierten Berufstätigkeit 1). Die Schafherden können in höhere Regionen gebracht und sich selbst überlassen werden, während der Mann seiner Anstellung in einem Industriebetrieb nachgeht und die Frau für den Hof sorgt. 1
  • In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts nehmen die Bestände an Kleinvieh, insbesondere an Schafherden, stark zu. Dabei geht es primär um Nutzen, Bearbeiten, Pflegen des geerbten Bodens sowie die Freude an der Tierhaltung und der Zucht lokaler Tierrassen. 1
  • Der geregelte Tagesablauf, Aufwand und Ertrag und die persönliche Harmonie von uns Menschen sollen stimmen. Mit dem zusätzlichen Aufwand, der mit der Rückkehr der Wölfe einhergeht, steigen Betreuungsaufwand und Kosten für die Schafhalter an. «Will ich mir diesen Aufwand noch antun?» ist dann die unvermeidliche Frage.

Dieser zusätzliche Aufwand fühlt sich für Nutztierhalter an wie ein Eingriff in ihren Tagesablauf – was bekanntlich kein Mensch mag. 1

Der Raum Schweiz wird hauptsächlich von der Landwirtschaft, Tierhaltung, Wohnbevölkerung und Wirtschaft genutzt. Mit den entsprechenden räumlichen Konsequenzen.

Die Folgen der Bevölkerungsentwicklung und florierenden Wirtschaft

Das massive Bevölkerungswachstum fordert unsere Landwirtschaft heraus. Aktuell liegt der Selbstversorgungsgrad in der Schweiz bei nur 53 Prozent. Als Vergleich: In Deutschland sind dies 83 Prozent. Unsere Eigenversorgung ist alles andere als befriedigend geklärt.

Und trotzdem haben Wirtschaft und Politik nicht genug. 12 Mio. Einwohner sollen es werden. Und wo der Raum enger wird, entsteht mehr Reibung. Zwischen Mensch und Mensch und auch zwischen Mensch und Tier.

Die NZZ schreibt im Artikel «Der Kanton Zürich soll auf zwei Millionen Einwohner wachsen – jetzt zeigen vertrauliche Informationen der Zürcher Regierung, was dann passiert»:

«220 000 Personen sollen netto aus dem Ausland einwandern, 30 000 aus anderen Kantonen. Dazu kommt ein Geburtenüberschuss von 200 000 Babys.»

Dazu ein Lesetipp aus Zeit.de:

«… Zeugnis des brutalen und unbarmherzigen Vordringens der Menschheit in die letzten Reservate der Natur und die Vertreibung ihrer Bewohner.»

Im Artikel «Zerstörung der Natur – Wir Menschen sind eine Pest» im Zeit Magazin zeigt die Autorin Sabine Rückert auf, welche Folgen die endlose Gier von uns Menschen hat. (Siehe zeit.de.)

Wir SchweizerInnen und Tiere

Wir Schweizer lieben Tiere. Allen voran unsere Haustiere, das sind 1.85 Mio. Katzen, eine halbe Mio. Hunde. Dazu kommen Vögel, Nager, Reptilien, Fische etc.

Wir lieben sie zumindest so lange, wie sie das tun, was wir von ihnen erwarten. Sie sollen zum Beispiel einfach herzig sein. Gut genug, um in sozialen Medien zu Likes zu kommen. Und wenn ausgekuschelt ist oder der Aufwand für die Tierhaltung zu gross wird und unser Lebenskonzept zu sehr fordert, dann landen viele davon im Tierheim.

Beispiel: 2021 wurden 7724 Katzen, 2012 Hunde, 2220 Nager sowie 1555 Vögel, Schildkröten, Pferde und Exoten in Schweizer Tierheime gebracht. (SRF «10 Prozent mehr Haustiere landen im Tierheim»).

Oder es werden Tierrettungszenen in sozialen Medien gepostet, wo Tiere in schwierige Situationen gebracht werden, um von den Tätern – als Helden dargestellt – wieder befreit zu werden. Das Ziel der Übung sind Likes … (Welttierschutz.org )

Das Verlangen nach Likes lässt uns manchmal Dinge tun, die wir ohne die «verbindenden» Sozialen Medien nie machen würden. Und es gibt noch mehr, das mich traurig stimmt:

Fast die Hälfte aller Zoos in den USA verabreichen ihren Tieren Psychopharmaka.

Dies berichtet der schweizerisch-schottische Autor Johann Hari in seinem Buch «Abgelenkt».12

Auch Peta-Schweiz.ch (Verein für Tierschutz und Tierrechte) schreibt, dass Zootiere sehr unter der Gefangenschaft leiden. Viele von ihnen entwickeln Verhaltensstörungen und müssen teilweise mit Psychopharmaka behandelt werden. Die beengte Haltung, die Langeweile und der Bewegungsmangel führen laut Peta-Schweiz dazu, dass viele Tiere psychisch erkranken.

Einige sterben lange bevor sie ihre natürliche Lebenserwartung erreicht haben.

Sind Wölfe nur in Gefangenschaft willkommen?

Mensch und Tier – wer ist brutaler?

Der Wolf

Der Tagesanzeiger berichtet am 27. November 2024 von einem Wolfsriss auf der Alp Laschadura. Das Rind gehörte dem Gemeindepräsidenten von Zernez. 

Auch Monate später wird dieser laut Tagi emotional, wenn er von diesem Moment erzählt, als er in seinem Büro im Gemeindehaus sass und von seinem toten Tier erfuhr. 

«Brutal, huera brutal war es für mich gefühlsmässig.» 

Nach dem Anruf zog er sich die Wanderschuhe an und ging zusammen mit seiner Frau, den Hirten und zwei Wildhütern auf die Alp, um das gerissene Tier zu sehen. Es lag mit durchgebissener Kehle tot in einem Bachbett, die Eingeweide herausgerissen. 

«Sie hatten es von hinten angefallen. Wir wissen nicht, wie lange es danach noch weiterlebte.» 

Tiere sind für uns Menschen sehr wichtig. Oft bauen wir eine Beziehung zu ihnen auf, die sehr tief gehen kann. Dass der Anblick dieses gerissenen Rindes brutal ist und Wut aufkommt, ist sehr nachvollziehbar. 

Der Mensch

Die Beziehung zu sogenannten Nutztieren ist oftmals eine Zweckgemeinschaft, die wirtschaftlich geprägt ist. Darum nehme ich an dieser Stelle noch die Wirtschaft ins Spiel. Per Zufall habe ich das Buch «Kühe verstehen»7 von Martin Ott entdeckt und gelesen.

Ott schreibt, dass eine normale, noch nicht mit allen Schikanen gefütterte Kuh im Jahr rund 5000 Kilo Milch geben kann. Diese Menge reicht spielend für die Aufzucht von 10 Kälbern.

Die Kühe werden aber züchterisch weiterveredelt. Eine Weltmeister-Kuh kann bis zu 100 kg Milch pro Tag geben. In den letzten 300 Jahren wurden unsere Kühe so gezüchtet, dass sie statt ein oder zwei Kälber 20 bis 40 Kälber pro Jahr ernähren können.

Durch die Züchtung der Kuh, bis zu 8 Liter pro Minute aus den Zitzen an die Melkmaschinen zu liefern, hat man ihre Abwehrkraft gegen Euterentzündungen geschwächt. Euterentzündungen, Fruchtbarkeitsprobleme und Klauenleiden sind die häufigsten Krankheiten und einer der Gründe für das kurze Leben unserer Milchkühe. Martin Ott schätzt, dass jede Kuh einmal im Jahr eine intensive Antibiotikabehandlung bekommt.

Martin Ott stellt in diesem Zusammenhang die Frage: Was ist eigentlich Fortschritt?

Fressen und Milch produzieren – die «Hungergrube» einer Kuh muss überwacht werden, damit der Pansen und letztendlich auch das Euter gut gefüllt sind.
Die Frage nach dem Wieviel stellt sich auch in der Milchwirtschaft

Dazu zwei Tipps aus dem Web:

Schweizerbauer.ch:

Schweizer Milchkühe leben länger. Normal wäre eine Lebenserwartung von 20 bis 25 Jahren. Durch die Hochleistung liegt der Schnitt bei 6 Jahren. Die durchschnittliche jährliche Milchleistung einer Milchkuh in der Schweiz beträgt knapp 7'000 Kilogramm Milch – die über 500'000 Schweizer Milchkühe produzieren zusammen also knapp 4 Milliarden Kilogramm Milch. Das sind Höchstleistungen wie bei einem Profisportler.

Tagesanzeiger.ch

«Emmi-Chefin im Interview - Sie führt von Luzern aus einen Milliarden-Konzern und hat mit Milch grosse Pläne». Was bedeutet Ethik in der Milchwirtschaft? Wie führt man ein Unternehmen mit über 10’000 Angestellten? Emmi-Chefin Ricarda Demarmels im grossen Interview (mit ausweichenden Antworten).

Zeit unsere Sichtweise zu wechseln.

Mit den Augen des Anderen sehen

Wechseln wir zu 0-Six, einer der berühmtesten Wölfinen aus dem für Wolfsforschung bekannten Yellowstone Nationalpark. Jahrelange Beobachtungen von Wolfsrudeln in diesem Park leisten eine immense Aufklärungsarbeit. Im Buch «Die Wölfin» erzählt der amerikanische Journalist Nate Blakeslee 0-Sixs Geschichte (Redaktor bei Texas Observer, Texas Monthly).

Eines Tages wird 0-Six durch einen erfahrenen Jäger getötet. Ihr Begleiter, ein schwarzer Wolf, versteckt sich nach dem Todesschuss zuerst im naheliegenden Gebüsch. Doch als der  Jäger näherkommt, kehrt auch der Wolf zurück. Es ist eine seltsame Situation. Hier ein Jäger und da der schwarze Wolf. Eigentlich müsste dieser Wolf flüchten. Doch das tut er nicht. Er scheint abzuwarten, was der Jäger als nächstes tun wird. Dann streckt der Wolf seine Schnauze in die Luft und heult. Der Jäger kennt dieses Geheul. Er hat es x-mal gehört. Doch nie aus solcher Nähe. Er lauscht gebannt. Der Wolf heult lauter und länger. Und plötzlich tauchen hinter ihm 11 weitere Wölfe aus dem Weidenholz auf. Der Jäger weiss, dass Wölfe keine Menschen angreifen. Doch gleich 11 Wölfe … An einen Rückzug denken konnte er in diesem Moment nicht. Nun beginnen alle Wölfe zu heulen. Der Jäger steht mit offenem Mund da, wie gelähmt durch den «ausserirdischen» Klang und die überwältigende Traurigkeit der Rufe. Er begreift: Die geschossene Wölfin war ihre Anführerin. Sie ist diejenige, ohne die sie nicht sein können.4

Unser Jäger wird Zeuge einer einzigartigen Welt, die einfach nur leben möchte. Nichts anderes.

Mein Fazit: Wir brauchen Tiere um

  • sie zu lieben
  • Gesellschaft zu haben,
  • sie zu streicheln,
  • sie zu fotografieren,
  • sie zu essen,
  • durch sie finanziellen Gewinn zu erzielen,
  • uns selbst zu spüren und
  • mit ihnen Likes zu erzielen (manchmal auch, wenn sie abgeknallt wurden).

Oft zerren wir Tiere in unsere Vorstellung, wie sie zu sein haben.

Das gilt auch für die Natur. Hochwasser von Flüssen stufen wir aus unserer Sicht als zerstörerisch ein. Für die Flüsse jedoch, brauchen sie zur Erneuerung. (Quelle: «Die Aare – im Fluss» 6Michel Roggo)

Die Natur hat ihre eigene Art zu leben.
Die Natur hat ihre eigene Art zu leben.

Dass es auch anders geht, zeigt die folgende Geschichte von Jim Brandenburg

Ellesmer Island, eine der zehn grössten Inseln der Welt, liegt rund 800 km südlich des Nordpols innerhalb der Arktis. In diesem nahezu unberührten Ökosystem gelingt es Jim Brandenburg, das Leben eines arktischen Wolfsrudels in einmaligen und oftmals poetischen Bildern zu dokumentieren. Ohne die für ihre Art so typische Furcht vor Menschen kann der bekannte Naturfotograf diese beeindruckenden und wilden Raubtiere in ihrem Jagd- und Sozialverhalten innerhalb des Rudels aus einer bisher nicht für möglich gehaltenen Nähe beobachten. Als Jim am Morgen vor dem Abflug aufsteht und sich zu der vom Wolfsbau ungefähr 11 Kilometer entfernten Flugpiste aufmacht, erlebt er Erstaunliches. Als er im Flugzeug sitzt, sieht er, dass alle Wölfe da sind. Es ist, als ob sie sich persönlich verabschieden wollten.5

Jim Brandenburg vergisst niemals, dass der Wolf ein wildes Tier ist. Er streichelt es nicht, er füttert es nicht und wenn er nicht aufpasst, zerpflückt es die ganze Ausrüstung …
Gegenseitiger Respekt als Grundlage einer besonderen Beziehung, die auch uns Menschen unglaublich viel geben kann.

Wir SchweizerInnen und der Tourismus

Touristen und die zunehmende Wohnbevölkerung suchen nach immer neuen Erholungsgebieten und dringen leider auch immer mehr in Naturschutzgebiete vor.
Dadurch werden die Tiere unnötig gestresst. Wenn sie sich zu sehr bedroht fühlen, flüchten sie und lassen ihre Jungen allein. Der Lebensraum unserer heimischen Tiere wird immer mehr eingegrenzt und zerstört. Siehe dazu den Artikel «47 Verstösse an einem Tag: Stand-Up-Paddler gefährden Entenküken» auf 20Min.ch .
Wenn wir glauben, die Natur gehöre uns, dringen wir – und sei es aus lauter Neugier – überall in sie hinein. Insbesondere im Sommer finden immer mehr Grillanlässe im Wald statt. Dem ist nichts entgegenzusetzen, sofern nicht Tiere durch laute Musik verunsichert und verjagt werden. Auch die Bewirtschaftung des Waldes stört Tiere in ihrem Lebensraum. Immer grössere und lautere Maschinen sorgen für immer schnellere Abholzung. 8 Zurück bleibt ein zusammengepresster Boden – Klein- und Kleinstlebewesen ade! «Die Menschen begreifen einfach nicht, dass wir nur das nehmen sollen, was wir wirklich brauchen.» Diese Aussage stammt von einem Einsiedler in der Biografie von Iris Johansson namens «Eine andere Kindheit».9 Und sie bringt viele Herausforderungen zwischen Mensch und Natur auf den Punkt.
Naturschutz ist notwendig und sollte respektiert werden.
Naturschutz ist notwendig und sollte respektiert werden.

Der Wolf löst Unsicherheit und Angst aus

Vor freilaufenden Hunden habe ich mehr Angst als vor Wölfen.

Im Jahr 2023 werden 839 Vorfälle gemeldet, bei denen Hunde Menschen gebissen haben. Das ist mehr als im Vorjahr. Über Angriffe von Wölfen gegenüber Menschen habe ich in der Schweiz nichts gefunden.

Vorfälle mit Wölfen im weiteren Ausland zeigen, dass diese sehr oft mit Tollwut zu tun haben, einer Krankheit, die es in der Schweiz nicht mehr gibt.

Welche Rolle spielen die Medien beim Thema Wolf?

Am Image und Schicksal des Wolfs sind nicht nur Politik und Wirtschaft beteiligt, sondern auch Medien – vor allem solche ohne investigativen Journalismus. Diese fokussieren sich – wie gewisse PolitikerInnen – oft auf emotionale Themen (besserer Stimmengewinn, höhere Klickrate).
Je emotionaler der Titel eines Artikels, desto höher die Klickraten, desto länger die Verweildauer auf der Medienplattform. Je höher diese «Time on Site» ist, desto besser die Kundenbindung. Höhere Zahlen lassen sich für Werbung besser verkaufen. «If it bleeds, it leads», lautet ein englisches Sprichwort. Blutige Schlagzeilen sorgen für eine hohe Auflage. Klickzahlen steigen, wenn in Überschriften Aufregung und Angst vorkommen. Ähnliches gilt auch für Zitate von in Panik geratenen Menschen.
Das haben auch Soziale Medien erkannt, die bewusst mit emotionalen Themen arbeiten, um den «Dämon»10 in uns zu wecken. Achtung: Die Verantwortung, ob wir darauf einsteigen, liegt auch bei uns.
Einen kleinen Einblick dazu bietet das Nachrichtenmagazin Spiegel+ im Artikel «Wie wir Geld verdienen – und Sie uns lesen» vom 17.12.2023. Laut Spiegel-Autor Jens Radü sind Themen wie Corona, der Sturm auf das Capitol oder Putins Krieg Spitzenreiter, was wenig verblüfft, da der Spiegel in fast jedem fünften Artikel über die USA und über die Ukraine und Russland berichtet.
Gut zu wissen:

Einseitige Abbildung von Themen in den Medien

Der anfangs genannte Autor Marco Wehr beschreibt in seinem Buch «Komplexe neue Welt»10, wie Journalisten bewusst diejenigen Personen zu Themen interviewen, die die besten Quoten versprechen. Das führt dazu, dass weitere ähnliche Personen berücksichtigt werden. Weitere Fachpersonen, die zu grösserer Themenbreite führen und neue Gedanken und Sichtweisen einbringen könnten, kommen wegen mangelnder prognostizierter Klickgarantie nicht zu Wort.

Die Folge: Wichtige Themen werden einseitig abgebildet.

Nachfolgend ein typisches Beispiel mit krassen Auswirkungen.

Was versteht man unter einem Wolfsriss?

Beim Begriff Wolfsriss werden uns brutale Bilder von gerissenen Schafen, Rindern etc. präsentiert. Dass wir uns diese natürliche Gewalt nicht gewohnt sind, liegt auf der Hand. Doch Achtung:

Ein Wolfsriss bedeutet, dass das Tier von Wölfen gerissen, nicht jedoch zwingend getötet wurde!

Im Sachbuch «Rückkehr der Wölfe»1 wird darauf hingewiesen, dass je nach Probenmaterial auch ein streunender Hund oder ein anderes Wildtier, beispielsweise ein Fuchs, dahinterstecken könnte (Beispiel siehe schwaebische.de: Dieser Täter steckt hinter den verstümmelten Schafen – 23.1.2025. Der für die genetische Untersuchungen von Wolfsproben in der Schweiz zuständige Mitarbeiter an der Universität Lausanne sagt:

«Ich sage natürlich nie, es war ein Wolf, der das Schaf getötet hat. Ich sage, dass wir in der Probe xy Wolfs-DNA gefunden haben. Aber das heisst nicht, dass der Wolf der Täter war. Das ist klar. Das verstehen die Leute manchmal nicht so. Man muss wirklich genau hinhören, was ich sage. Mit der Information machen sie dann, was sie wollen.»1

Es kommt also immer auch auf die Interpretation von Untersuchungsresultaten und die Einschätzung von Ereignissen an. Im Jahr 2007 berichten erfahrene Schafhirten gegenüber dem «Beobachter», dass während des normalen Alpsommers fünf bis zehn Prozent der Tiere auf nicht behirteten Alpen sterben. Sie sterben an Krankheiten, wegen Abstürzen, Stein- oder Blitzschlag. Laut der Zeitschrift «Wolfsspur» 14 ist von 12’500 Schafen pro Jahr die Rede, davon sind 100 bis 500 Wolfsrisse pro Jahr, je nach Herdenschutzmassnahmen. Oftmals werden vermisste Schafe der Versicherung als Opfer eines Steinschlags angegeben. 2

Dies alles wird stillschweigend respektiert. Ausser beim Wolf.

Schafe gehören zur Nahrung von Wölfen – und auch von uns Menschen …

Können Menschen und Wölfe heute zusammenleben?

Jäger und Sammler: Ursprünglich war ein Nebeneinander möglich. In unserer heutigen Gesellschaft braucht es dazu Respekt, Verständnis, zielführende Massnahmen und klare Regeln. Letztere müssen umgesetzt und eingehalten werden. 

Oft führen Begegnungen zwischen Betroffenen, Gegnern und Förderern der Wolfspopulation zu Streit. Hier wäre es wichtig, einfach nur die Erfahrung des anderen zu hören, ohne den Versuch, zu ändern, was die Person glaubt oder tut. Mit den Augen des Anderen sehen. 

Ohne politische Ambitionen, ohne wirtschaftliches Interesse, sondern unter dem Aspekt: Zukunft der Beziehung zwischen Mensch und Natur.

Dazu braucht es etwas Willen und Motivation, diese ursprüngliche Beziehung neu zu wagen.

30 Jahre nach der Rückkehr des Wolfes in die Schweiz sind immer noch mehr als die Hälfte der Schweizer Schafherden unbeaufsichtigt. Das Bundesamt für Umwelt (Bafu) hält fest, dass nur Tiere als geschützt taxiert werden, die sich zum Zeitpunkt des Angriffs innerhalb eines geschlossenen elektrifizierten Zauns befinden. Manche gerissenen Schafe befanden sich bis zu einem Kilometer ausserhalb des schützenden Zauns 2.

Tagesanzeiger

Der Tagesanzeiger berichtet im Artikel «In der Schweiz sterben immer mehr Schafe – welche Rolle spielt der Wolf?» am 9. Januar 2025, dass in der Schweiz im 2024 über 56'000 Schafe gestorben sind. Nur zwei Prozent – und nicht wie bisher angenommen 20 Prozent – gehen auf Kosten des Wolfes. David Gerke von der Gruppe Wolf Schweiz bemerkt in diesem Artikel, dass

«diese neuen Zahlen verdeutlichen, wie sehr die Politik beim Wolf überreagiere und ein Problem bewirtschafte, das weit kleiner sei als gedacht.»

SRF.ch

Diese Aussage unterstützt die Meldung auf SRF.ch vom 25.04.2024: «Mittels DNA überprüft - Das Wallis tötet Wölfe, die kein einziges Schaf gerissen haben»

Zurück bleiben zahlreichen Fragen …

Wolfsbegegnungen mit Respekt

Es gibt in der Schweiz keinen Platz mehr für den Wolf!»

Solche Aussagen finden sich immer wieder in Leserkommentaren, vorwiegend von Menschen, die sich offensichtlich nicht mit diesem Tier auseinandergesetzt haben.

Andere haben es. Tun es immer noch. Zum Beispiel Peter A. Dettling, schweizerisch-kanadischer Naturfotograf, Maler, Filmemacher und Autor.

Peter A. Dettling - «Wolfsodyssey»

«Keine Sekunde lang gaben mir die Wölfe damals das Gefühl, ich müsse Angst vor Ihnen haben. Ganz im Gegenteil. Eine tiefe Vertrautheit, die ich mir bis heute nicht erklären kann, breitete sich in mir aus.»

Yves Fagniart und Olivier Larrey, Wolfbeobachtung in der Taiga. Film «Ein Jahr unter Wölfen»

«Nach 80 Tagen spüren wir einen Stich im Herzen. Wie wenn man seine Liebsten verlässt, ohne zu wissen, ob man sie je wiedersehen wird. Als wir die Türe schliessen, haben wir das seltsame Gefühl, wir könnten dort draussen bleiben. Ungeschützt unter den Wölfen. Nachdem wir sie lange beobachtet haben, fühlen wir uns nun beobachtet. Ganz ohne Angst.» 15

Solche Berichte sprechen dafür, dass ein Miteinander möglich wäre. Wölfe sind in meinen Augen Botschafter einer von uns verdrängten Natur, die so gerne wieder ihre Freiheit und ihr Leben zurück bekäme. Davon würden auch wir Menschen profitieren!
«Der Wolf zwingt uns wie kein anderes Lebewesen, unser wahres Gesicht zu zeigen. Im Guten wie im Schlechten.»
Peter A. Dettling. 13

Und jetzt?

Die gefundenen Informationen stimmen mich persönlich sehr nachdenklich. Wildnis sucht Respekt. Hat im Grund genommen ein Recht darauf. Die nachfolgende Geschichte aus einem Kinderbuch fasst die Problematik sinnbildlich zusammen. 

Der Bär (Wolf), der ein Bär (Wolf) bleiben wollte

Ein altes Kinderbuch, das ziemlich geradlinig aufzeigt, wie wir denken und funktionieren. Hier eine kurze Zusammenfassung.
  • Während der Bär seinen Winterschlaf macht, wird über seiner Höhle eine Fabrik gebaut.
  • Weil dem Bären nach dem Aufwachen im Frühling niemand glaubt, dass er ein Bär ist, wird er von Menschen gezwungen, in dieser Fabrik zu arbeiten.
  • Er muss sich das Gesicht rasieren und einen Arbeitsanzug tragen und die Arbeit fällt ihm unendlich schwer.
  • Als der Herbst anrückt, schläft er bei der Arbeit immer wieder ein – und wird entlassen.
  • Ziellos zieht er umher. Als er in einem Motel übernachten will, sagt der Rezeptionist, dass sie hier keine Arbeiter beherbergen. Und Bären schon gar nicht.
  • Erleichtert, wieder als Bär erkannt zu werden, kehrt er zurück in den Wald und hält seinen Winterschlaf.
Eine gute Metapher dafür, wie es den Wölfen und anderen Tieren wahrscheinlich geht. Mehr Infos siehe lesestoff.ch.

Wildnis sucht Respekt – und findet ihn manchmal …

Hoffnung machen mir Projekte wie einwolfmachtschule.ch von chwolf.ch.

Kinder und Jugendliche bekommen Informationen über den Wolf. Wissenschaftlich fundiertes und nicht von diffusen Ängsten geleitetes Wissen. Auf diese Weise haben frei lebende Wölfe, Bären und Luchse auch in Zukunft in der Schweiz eine Chance.

Ich erinnere nochmals an Sabine Rückerts Text «Zerstörung der Natur: Wir Menschen sind eine Pest» vom Zeit Magazin. Darin beschreibt sie, wie sie und ihr Mann mit Freunden zusammen eine alte Kate (einfaches ländliches Haus) kaufen, sie herrichten und darin wohnen. Die Kinder sehen Raupen, Buchfinken, Eisvögel, Frösche und Igel. Sie haben keine Katze und keinen Hund, die die Wildtiere stören könnten. Und Sabine Rückert freut sich, wenn Rehe, Hasen oder auch mal ein Storch oder eine Nutria ihren Garten durchwandern.

«Wenn der Habicht oder der Fuchs unsere Hühner holt, ärgern wir uns nicht. Es ist letztlich ihr Land.» 

Wie wohltuend.

© Schweiz-kantone.ch, 11.02.2025, Andreas Räber

Ganzer Artikel als PDF

Leben mit Wölfen – ist das in der Schweiz (wieder/noch) möglich?

FAQ

Die Stiftung Kora überwacht die Wolfsrudel. Infos hier (mit Karte) 

(KORA – Koordinierte Forschungsprojekte zur Erhaltung und zum Management der Raubtiere in der Schweiz).

Aktuelle Zahlen von Gruppe Wolf Schweiz siehe PDF

Im Jahr 2024 wurden in der Schweiz bisher 39 Wölfe abgeschossen. Das Bundesamt für Umwelt (Bafu) erteilte den Kantonen die Bewilligung, acht Rudel komplett zu eliminieren. 13 Rudel dürfen dezimiert werden, das heisst, dass eine gewisse Anzahl der neugeborenen Welpen zum Abschuss freigegeben wird. Eine Auswertung der verfügbaren Angaben der kantonalen Jagdstellen durch die Nachrichtenagentur Keystone-SDA ergab, dass bis Mitte November mindestens 39 Wölfe geschossen wurden, im Kanton Graubünden 23, im Kanton Wallis 10, im Kanton Waadt 3 und im Kanton St. Gallen ebenfalls 3. 

Lesetipps: 

Schön und einfach formuliert: «Eines fressen Wölfe ganz sicher nicht: Menschen, egal welchen Alters.» (siehe bund-sh.de). Ein sehr guter Artikel zum Thema Wolf und Verhalten und Umgang findet sich auf nrz.de – «Schreien oder weglaufen? Was zu tun ist, wenn man einem Wolf begegnet»

Das bedeutet nicht, dass sie sich nicht wehren, wenn sie sich bedroht fühlen. 

Die Wölfe sind ursprünglich aus der sehr kleinen Restpopulation der italienischen Halbinsel (italienischer Apennin) via italienisch-französische Alpen in die Schweiz zurückgewandert. Wölfe können auf ihren Wanderungen sehr weite Strecken zurücklegen (bis 1’500 km). Sie besitzen genetische Eigenschaften (einen speziellen Haplotyp, d.h. einen charakteristischen Sequenzabschnitt auf der DNA eines Chromosoms), die nur italienische Wölfe aufweisen. Die vorhandenen Rudel in den Alpen werden mittlerweile als separate Alpenpopulation bezeichnet. Im Jahr 2020 wurden in der Schweiz dann auch erstmals Wölfe festgestellt, die aus der Zentraleuropäischen bzw. der Dinarischen Population stammen (siehe Verbreitung, Abschnitt Europa). Quelle: Kora.ch

Ein Wolfshybride ist eine Mischung von Wolf und Hund. Da der Hund keine Scheu vor Menschen hat und Wölfe viel Kraft, muss diese Kreuzung unterbunden werden. Bei den Wölfen, die bis dato in der Schweiz genetisch nachgewiesen wurden, war der Anteil vernachlässigbar klein. Das Wolfsmonitoring in der Schweiz erfolgt im Wesentlichen über die Untersuchung von genetischen Proben. Entsprechend ist die breite Erfassung und Erkennung allfälliger Wolf-Hunde-Hybriden gegeben. Da in der Schweiz praktisch keine wilden und streunenden Hunde vorkommen, ist diese Wahrscheinlichkeit klein. (Gruppe-Wolf.ch)

Kora.ch schreibt, dass die jährliche Anzahl der von Wölfen gerissenen Nutztiere zwischen 2006 und 2019 in der Schweiz zwischen 100 und 500 Tieren schwankte. Im Jahr 2020 stieg diese Anzahl auf 815 (siehe auch Übergriffe auf Nutztiere). In der Mehrzahl sind Schafe (über 90 %) von Übergriffen betroffen. In seltenen Fällen, je nach Situation, sind Wölfe jedoch auch in der Lage, Kälber und junge Rinder zu reissen. Die allermeisten Nutztiere werden in ungeschützten Situationen von Wölfen getötet. Die Unterscheidung zwischen Wolfs- und Hunderiss ist nicht einfach und mit Sicherheit nur mittels genetischer Analyse möglich. 

Lesetipp: «In der Schweiz sterben immer mehr Schafe – welche Rolle spielt der Wolf?» (tagesanzeiger.ch) vom 9. Januar 2025

Die Aussage des für die genetischen Untersuchungen von Wolfsproben in der Schweiz zuständigen Mitarbeiters sei hier nochmals erwähnt: 

«Ich sage natürlich nie, es war ein Wolf, der das Schaf getötet hat. Ich sage, dass wir in der Probe xy Wolfs-DNA gefunden haben. Aber das heisst nicht, dass der Wolf der Täter war. Das ist klar. Das verstehen die Leute manchmal nicht so. Man muss wirklich genau hinhören, was ich sage. Mit der Information machen sie dann, was sie wollen.»1

Hinweis: Einige der nachfolgenden Bücher verweisen auf Orellfuessli.ch. Mit dem Kauf eines Buches in diesem Shop, unterstützen Sie meine Arbeit. Selbstverständlich können die Bücher auch in Ihrem Lieblingsshop oder bei der Buchhandlung Ihrer Wahl bezogen werden.

Quellenangaben und weiterführende Tipps: Sachbücher


1 «Wölfe in der Schweiz – eine Rückkehr mit Folgen»

Elisa Frank, Nikolaus Heinzer, erschienen im Hier und Jetzt, Verlag für Kultur und Geschichte GmbH, Zürich, hierundjetzt.ch

Vor mehr als 25 Jahren sind die ersten Wölfe nach langer Abwesenheit wieder in der Schweiz gesichtet worden. Die Irritationen in der Berglandwirtschaft waren gross. Und bis heute wird kontrovers diskutiert, ob der Wolf oder auch andere Raubtiere hier wieder ein Existenzrecht haben sollen. Umso mehr, als sich mittlerweile über hundert Tiere, teils in Rudeln, in verschiedenen Teilen des Landes etabliert haben und immer öfter auch im Mittelland auftauchen. Der Wolf polarisiert. 

Das Autorenteam hat sich mit Wildhütern, Behörden, Fachstellen und Nutztierhaltern ausgetauscht. Das Buch lotet die vielschichtigen, sich verändernden und oft verborgenen Beziehungen zwischen Menschen und wilden Tieren aus. Es erkundet nicht die wildtierbiologischen Aspekte des Wolfs, sondern das, was seine Rückkehr mit uns Menschen macht. und trägt damit zum besseren Verständnis der Konflikte bei.


2 Wolfsodyssee – Eine Reise in das verborgene Reich der Wölfe

Peter A. Dettling, WERDVERLAG.ch. 2021, Werd und Weber Verlag AG, Thun.

Inhalt: Der Wolf lebt wieder in der Schweiz. Das löst Konflikte, Emotionen und Diskussionen aus. Im Jahr 2005 stand der Bündner Naturfotograf Peter A. Dettling zehn wildlebenden Wölfen gegenüber. Diese Begegnung hat ihn nie mehr losgelassen. Er fotografiert, forscht und schreibt über Wölfe.

In «Wolfsodyssee» beschreibt er seine Suche nach dem Wesen des Wolfes. Dabei gelangen ihm spektakuläre Aufnahmen und neue Einsichten in das Leben wildlebender Wölfe in der Surselva, im Calandamassiv, in Kanada und in den USA. «Wolfsodyssee» ist Biografie, Naturgeschichte, Verhaltensforschung und Abenteuerreise in einem und weckt Verständnis und Empathie für einen unserer ältesten Verbündeten, Canis lupus, den Wolf – und ist eine bewegende, einzigartige Dokumentation zur aktuellen politischen Debatte in der Schweiz.


3 «Der Wolf» Wild und faszinierend

Shaun Ellis, Monty Sloan, Parragon Books Ltd., i.V. Delphin Verlag Gmbh, 2017.

Der Wolf – Wild und faszinierend

– Über 200 sensationelle Fotos
– Präzise und detailreiche Verhaltensstudien
– Ein faszinierender Blick in das freie Leben der Wölfe.

Seit jeher ist der Wolf ein Symbol für den Geist jener Wildnis, die in der heutigen Welt kaum noch zu finden ist. Dieses Buch wurde von zwei Wolfsexperten geschrieben und illustriert, die unzählige Stunden mit der Beobachtung von Wölfen verbracht haben. Ihnen gelingt es, das komplexe und erstaunliche Rudelleben in Wort und Bild zu fassen und teifen Respekt für eine Tierart zu wecken, die die Menschen schon leit langer Zeit fasziniert.

Über 200 sensationelle Fotos von Wölfen, ergänzt durch präzise und detailreiche Verhaltensstudien, vermitteln einen neuen Eindruck von der wahren Natur dieser Tiere und bieten faszinierende Blicke in das freie Leben der Wölfe.


4 «Die Wölfin» -Die wahre Geschichte des berühmtesten Raubtiers von Yellowstone

Nate Blakeslee, Penguin Random House, 2020

«Blakeslee erzählt nicht nur die faszinierende Geschichte der berühmtesten Wölfin von Yellowstone, sondern gibt auch einen Einblick in den kulturellen und politischen Konflikt zwischen Umweltschützern und Wolfsgegnern in Amerika. Ein Muss für jeden Wolfsfreund.» Elli H. Radinger, Autorin des Bestsellers «Die Weisheit der Wölfe». Der Yellowstone-Nationalpark ist ein Paradies für Wölfe – und das Mekka all jener, die sie beobachten und verstehen wollen. Hier lassen sich die Raubtiere so gut studieren wie nirgends sonst auf der Welt.

Nate Blakeslee porträtiert in seinem packenden Buch eine aussergewöhnliche Fähe, die sich dank ihrer Schlauheit und Ausdauer, ihres Durchsetzungsvermögens und entbehrungsreichen Kämpfens für ihre Nachkommen zur Leitwölfin des Lamar-Valley-Rudels entwickelte – «O-Six», benannt nach ihrem Geburtsjahr 2006. Tragischerweise schützte ihr legendärer Ruf O-Six nicht davor, von einem Jäger knapp ausserhalb des Schutzgebiets erlegt zu werden.

Eine minutiös recherchierte Betrachtung nicht nur des sagenhaften Wesens Wolf, sondern auch unserer Zerrissenheit angesichts dieses Tiers, das wie kaum ein anderes unsere Obsession mit und Urängste vor der Wildheit der Natur hervorbringt.


5 «Der weisse Wolf, eine arktische Legende»

Jim Brandenburg,
Tecklenborg Verlag.de

Mit zahlreichen Farbfotos und 2 farbigen Karten-Skizzen. 24,5 x 32,5 cm.

Ellesmer Island, eine der zehn grössten Inseln der Welt, liegt rund 800 km südlich des Nordpols innerhalb der Arktis. In diesem nahezu unberührten Ökosystem gelang es dem Naturfotografen Jim Brandenburg, das Leben eines arktischen Wolfsrudels in oftmals poetischen und einmaligen Bildern zu dokumentieren.

Ohne für ihre Art so typische Furcht vor dem Menschen konnte Jim Brandenburg diese beeindruckenden und wilden Raubtiere in ihrem Jagd- und Sozialverhalten innerhalb des Rudels aus einer bisher nicht für möglich gehaltenen Nähe beobachten und eine ausserordentliche Reihe seltener Naturaufnahmen schaffen.



6 «Aare – alles im Fluss»

Michel Roggo, WEBERVERLAG.ch, Thun/Gwatt, 2023

Seit Jahrzehnten fotografiert Michel Roggo weltweit im Bereich des Süsswassers. Vom Coronavirus dann in seinen internationalen Projekten ausgebremst, begann er, in der Aare zu fotografieren. Diese freien Arbeiten lösten einen Auftrag des Renaturierungsfonds des Kantons Bern aus, und Roggo fotografierte 2022 und 2023 in renaturierten oder naturbelassenen Gewässern des Kantons Bern – stets unter Wasser.

In kleinsten Bächlein des Oberlands mit wogenden Pflanzenfeldern bis hin zur trägen Aare im Seeland mit dichten Unterwasserdschungeln. Mit krabbelnden Insekten, fetten Karpfen, filtrierenden Muscheln, verliebten Erdkröten und emsigen Bibern. Die Wasser der Aare vereinen eine unglaubliche und nie erwartete Biodiversität: versteckt unter der Oberfläche und nun durch diesen grossartigen Bildband einem breiten Publikum zugänglich gemacht.


7 «Kühe verstehen – Eine neue Partnerschaft beginnt»

Martin Ott, Faro im Fona Verlag, Lenzburg, faro-buch.ch

Wie Kühe kommunizieren, wie man sich mit der Kuh verständigen und über sie die Welt verstehen kannMartin Ott hat seine Beobachtungen, Erfahrungen und Gedanken über die Kuh festgehalten. Er spricht damit die tiefe Sehnsucht der Menschen nach einem respektvolleren Zusammenleben mit den Nutztieren an. Seine Texte sind dabei wie Reiseführer in ein unbekanntes Land. Wer sich mitnehmen lässt, wird erstaunliche Dinge erfahren.

Martin Ott ist ein Praktiker und Zukunftsdenker. Als Landwirt interessiert ihn die Kuh besonders. Genaue Beobachtung lassen ihn zu äusserst eigenständigen Schlüssen kommen, die jeder Landwirt umsetzen kann. Das Resultat ist beeindruckend: Wenn man das Leben und die Kommunikation der Kühe studiert und ihnen ein artgerechtes Leben ermöglicht, steigern sich Milchertrag und Gesundheit der Tiere. Durch Zuwendung und Verstehen. Für all seine begeisterten Zuhörer, Fachleute wie Radiohörer und Filmschauer, hat Martin Ott seine Beobachtungen, Erfahrungen und Schlüsse festgehalten.

Philipp Rohners Bilder öffnen in ihrer Reduktion eine neue Ebene zum Verständnis der Kuh. Ein bildstarkes Lehrbuch zu Gegenwartsfragen – für alle, die an Zeitfragen und einem respektvollem Miteinander mit Tieren interessiert sind.


8 «Geheimnisse der Waldfotografie» - Die faszinierende Welt der Bäume verstehen und stimmungsvoll in Szene setzen

Yvonne Albe, dpunkt.verlag, dpunkt.de

Das Buch für:

  • Naturfotograf:innen und Naturbegeisterte!
  • Ihr Wegweiser zu faszinierenden Motiven und Bildern
  • Mit viel Wissen über Wald und Bäume, das Ihnen zu besseren Fotos verhilft
  • Wertvolle Tipps zu Bildgestaltung, Planung, Wettervorhersage, Equipment und Nachbearbeitung

Mit diesem Buch lernen Sie, Bäume und Wälder mit der Kamera ausdrucksstark und stimmungsvoll in Szene zu setzen. Die Autorin Yvonne Albe macht Sie mit eindrucksvollen Wald- und Baumarten vertraut und zeigt Ihnen, wie Sie in den Wäldern Europas zu jeder Jahreszeit attraktive Motive finden. Sie erläutert Herangehensweisen, Aufnahmetechniken, was gelungene Kompositionen ausmacht, wie Sie Ihre Bilder in der Nachbearbeitung veredeln und unter welchen Wetterbedingungen die stimmungsvollsten Bilder entstehen.


9 «Eine andere Kindheit», Mein Weg aus dem Autismus

Iris Johansson,
Urachhaus

Ist das nicht paradox? Wie kann aus einem autistischen Mädchen eine Expertin für Kommunikation werden? Iris Johansson ist
jedenfalls etwas ganz Besonderes. Die Liebe und das besondere
Einfühlungsvermögen ihres Vaters haben sie mit 12 Jahren bewogen,
sich nicht mehr in ihre ‚richtige‘ Welt zurückzuziehen, sondern in der
’normalen‘ bei ihren Mitmenschen zu bleiben.

Anmerkung: Dieses Geschichte hat direkt nichts mit Wölfen zu tun. Aber sie zeigt sehr eindeutig, das verschiedene Erleben auf. Ebenso wie wir Menschen immer von unseren eigenen Vorstellungen ausgehen.


10 «Komplexe neue Welt und wie wir lernen, damit klarzukommen»

Marco Wehr, Verlag Galiani Berlin, Galiani.de

Warum ist in unserer Welt alles so kompliziert geworden? Marco Wehr analysiert, wo Komplexität in der Natur der Sache liegt und an welchen Stellen die Menschheit sich auch selbstverschuldet ins Chaos manövriert. Und er zeigt Wege auf, wie man am besten damit umgeht.

Das weltumspannende Internet, globale Lieferketten und eine empfindliche Energieinfrastruktur sind nicht nur die Grundlage von Wohlstand, sie machen die Zivilisation auch verletzlich. Schon die nur sechs Tage dauernde Havarie der »Ever Given« im Suezkanal brachte die Weltwirtschaft zum Stottern. Und im globalen Kommunikationsraum interagierende Algorithmen können ein unberechenbares Eigenleben entwickeln – geschehen etwa bei einem der grössten Börsencrashs des letzten Jahrhunderts, dem »Black Monday« am 19. Oktober 1987.

Aber auch den Fall, dass unvermeidbare Naturkatastrophen die lebensnotwendige und empfindliche Infrastruktur schädigen, sollten wir bedenken. Was passiert, wenn durch ein Erdbeben, das unterirdische Schlammlawinen auslöst, empfindliche Datenkabel des Internets zerstört werden? Und sind wir auf den Ausbruch eines Supervulkans vorbereitet? Werden Solarmodule und Windkrafträder dann noch genug Energie liefern und die Ernten reichen, um die Menschen zu ernähren?

Marco Wehr durchdenkt diese Prozesse grundlegend, entwirrt die verwickelten Knäuel des Komplexen und zeigt uns, an welchen Fäden wir ziehen müssen, um zu einem sichereren und zufriedeneren Leben zurückzufinden. Ein längst überfälliges, augenöffnendes Buch über die Dynamiken und die versteckten Gefahren einer hochkomplexen technisierten Welt und ein Appell, darin das menschliche Mass nicht zu verlieren.

Anmerkung: Wir Menschen fokussierungen uns gerne auf ein paar wenige Schuldige oder Ereignisse. Marco Wehr zeigt komplexe Zusammenhänge auf. Dieser vernetzte Denkansatz ist auch bei der Frage des Zusammenlebens zwischen Mensch und Wolf wichtig.


11 «Glauben Sie nicht alles, was Sie denken» Anleitung für ein glückliches Hirn»

Valerija Sipos, Ulrich Schweiger, Herder Verlag,herder.de

Das Gehirn ist ein Werkzeug, dessen Anwendung Gefahren und Risiken birgt. Wer diese Nebenwirkung nicht beachtet, kann sich unglücklich machen! Dieses informative und fundierte Sachbuch beschreibt kurzweilig, wie man mit dem richtigen Wissen über die Risiken und Nebenwirkungen des Gehirns gezielt die psychische Gesundheit fördern kann.
Anmerkung: Damit wir emotionale Themen möglichst neutral bewerten können, ist es wichtig zu wissen, wie unser Denken funktioniert. Das vorliegende Sachbuch hat mir (Autor des Artikels) selbst enorm viel gebracht.

12 «Abgelenkt» Wie uns die Konzentration abhandenkam und wie wir sie zurückgewinnen.

Johann Hari, Riva Verlag

Warum haben wir unsere Fähigkeit verloren, uns zu konzentrieren? Was sind die Gründe dafür? Und am wichtigsten: Lässt sich Aufmerksamkeit wieder antrainieren?

Um diese und viele weitere spannende Fragen zu beantworten, hat Johann Hari über drei Jahre lang Forschungen betrieben. Er hat vom Silicon Valley über eine Favela in Rio bis zu einem Büro in Neuseeland mit den weltweit führenden Experten und Fachleuten gesprochen, zwölf entscheidende Gründe, die für den Verlust unserer Aufmerksamkeit verantwortlich sind, entlarvt und zeigt Wege auf, wie wir unseren Fokus endlich wieder zurückgewinnen


Magazine

Quellenangaben und weiterführende Tipps:

13 «Dreissig Jahre Wölfe im Yellowstone – und in der Schweiz»

Peter A. Dettling, Artikel in NATURA HELVETICA Ausgabe Nr. 64, Dez/Jan 2024/25, naturahelvetica.ch

Um Wölfe zu verstehen und ihr Verhalten richtig einschätzen zu können, muss man sie regelmässig beobachten. Ihrem Ruf nach sollten sie für Menschen gefährlich sein. Doch die Wölfe, denen Peter A. Dettling damals auf einem tief verschneiten Pfad im kanadischen Japser National Park begegnete, straften dieses und viele andere Gerichte Lügen.
 

14 «Wolfsspur», 2023, Magazin Gruppe Wolf Schweiz (GWS)


Stefan Borkert, Artikel in «WOLFSSPUR» 2023, «Es ist an der Zeit, die Reihen zu schliessen»

Die GWS gibt jährlich die «Wolfsspur’» heraus, die einzige Fachzeischrift der Schweiz zum Thema Wolf und andere Grossraubtiere. Das durchgehend farbige Magazin ist deutsch und französisch verfasst.


Filme

Quellenangaben und weiterführende Tipps:

15 «Ein Jahr unter Wölfen», 2024

Zwei Männer haben denselben Traum: ein Jahr lang in der Nähe eines wilden Wolfsrudels zu leben.

Die Geschichte beginnt in der Taiga, im Niemandsland zwischen Finnland und Russland. Hier ist ein etwa 20 Kilometer breiter und rund 1.300 Kilometer langer Grenzkorridor, ein von Menschen unbesiedelter Waldstreifen, im Laufe der Zeit zum Territorium von Grauwölfen geworden.

Der Fotograf Olivier Larrey und der Aquarellmaler Yves Fagniart wollen, jeder auf seine Weise, die Verbundenheit eines Wolfsrudels in Bildern festhalten.  Dazu beziehen sie eine winzige Jagdhütte. Vom Wintereinbruch bis zum darauffolgenden Herbst harren sie in ihrem Ansitz aus, mit kurzen Unterbrechungen zum Auffüllen der Vorräte.

Sie lernen, sich wochenlang kaum zu bewegen, eins zu werden mit der Natur, so wenig und so leise wie möglich zu sprechen. Aus nächster Nähe werden sie zu faszinierten, aber auch besorgten Zeugen der fragilen Schönheit unserer Natur.

Der Anblick ist immer derselbe und doch jeden Tag anders. Das Naturschauspiel ist fesselnd, die Zeit vergeht langsam: Schwarze Kolkraben im weißen Schnee werden zum künstlerischen Motiv, ein vorbeiziehender Vielfraß sorgt für Abwechslung. Endlich wird die Geduld belohnt: Das Wolfsrudel trifft ein. Yves Fagniart und Olivier Larrey bangen mit dem Vielfraß, der von den Wölfen angegriffen wird. Langsam lernen sie das Rudel kennen, zeichnen es, fotografieren es, geben jedem Tier einen Namen. Das größte Geschenk ist der Nachwuchs, der im Laufe der Jahreszeiten vor ihren Augen heranwächst.

16 «Die Geheime Welt der Tiere»

Wie gut kennen wir unserer heimischen Wildtiere wirklich? Ein einzigartiges Projekt gewährt uns faszinierende Einblicke in bisher unentdeckte Aspekte ihres Lebens. Über vier Jahre hinweg haben 150 versteckte Kameras Bilder gesammelt, die eine eindrucksvolle Dokumentation aus der Perspektive der Tiere zusammengefasst sind. Wir erleben spannende Wolfsjagden, aufwendige Bauprojekte von überraschenden tierischen Architekten und intime Momente unserer Wildtiere.

Netz Natur auf SRF «Erklärungen zum Wolf»

NETZ NATUR Sendung vom 27.08.2020. Es gibt immer mehr Wölfe im Land. Das wirft Fragen auf. «NETZ NATUR» liefert kontroverse Diskussionen zu einem Tier, das Emotionen weckt wie kein anderes.

Neben Einzeltieren haben Wölfe in verschiedenen Landesteilen Familien gegründet, die sich vermehren. Inzwischen tauchen sie nicht nur in den Bündner, Tessiner und Walliser Bergen auf, sondern auch im Flachland. Ein Wolf drang sogar in Schafställe ein. Und die Presse berichtet, dass sie sogar Rinderherden auf der Alp kopfscheu machen.

Werden Wölfe tatsächlich zum Problem? Oder sind sie bloss der Zankapfel und Spielball zwischen völlig unterschiedlichen Ansichten über die Natur?«NETZ NATUR» nimmt mit spektakulären Bildern eine Wolfsfamilie im Piemont unter die Lupe, deren Freud und Leid ein talentierter Naturfilmer aus nächster Nähe dokumentiert hat. Diese Bilder zeigen, wie Wölfe wirklich sind und wie sie sich in ihre Umgebung mit unzähligen anderen Wildtieren einfügen.

«Durchgeknallt - Was bei der Jagd falsch läuft» SWR Doku Serie

Die Jagd ist ins Gerede gekommen. Dass der Jäger sein Wild schützt und hegt - dieses Bild stimmt allzu oft nicht. Der Film zeigt, was sich ändern muss in Deutschlands Jagdrevieren.

Wölfe | bildgewaltige Doku über das gefährliche Raubtier

Ein bildgewaltiges Abenteuer von Julia Huffman und Jim Brandenburg. WÖLFE. Viele Völker, die seit jeher von der Jagd lebten, sahen im Wolf einen ihnen überlegenen Konkurrenten. Der Wolf wurde auch als Beschützer und übernatürliches Wesen verehrt. Doch der Wolf war schon immer auch der Feind des Menschen, was bis heute in vielen Legenden und Märchen seit jeher erzählt wird.

Mythen-Check - Leben mit dem Wolf: Wie viel Wahrheit steckt hinter den Mythen

Der Wolf polarisiert. Ist er Gefahr für Mensch und Tier oder unverzichtbarer Teil der Natur? SRF Einstein macht den Faktencheck.


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