
Umwelttechnik: Technische Massnahmen zum Schutz der Schweizer Umwelt
Unsere Umwelt: Was weg ist, ist weg! Unsere Umwelt ist einzigartig und muss darum aufmerksam beobachtet und gepflegt werden. Jeder Eingriff von Menschenhand hat Konsequenzen.
Die zunehmende Industrialisierung der Schweiz ab der Mitte des 19. Jahrhunderts markiert einen wichtigen Wendepunkt in der Geschichte der Alpenrepublik. Bevor dieser Artikel die Entwicklung der Industrie der Schweiz ab 1850 skizziert, ist ein kurzer Blick auf die Vorgeschichte hilfreich. Im zweiten Teil dieses Textes soll es dann um die Folgen der industriellen Entwicklung gehen. Dabei bietet es sich an, zwischen unterschiedlichen thematischen Aspekten zu differenzieren, nämlich:
Die Themen im Überblick:
Vor der Industrialisierung war die Schweiz stark agrarisch geprägt.
Seit geraumer Zeit existierte auch eine bedeutende Tradition bezüglich der Heimarbeit. In diesem Zusammenhang spielte auch die Textilherstellung eine wichtige Rolle. Nachdem die Industrialisierung Ende des 18. Jahrhunderts in Grossbritannien ihren Ursprung hatte, schwappte sie auch in die Schweiz. Das betraf zunächst vor allem die Textilproduktion.
So gelangten zu Beginn des 19. Jahrhunderts die ersten Spinnmaschinen aus England nach St. Gallen und Winterthur. Für die Entwicklung der Schweiz in den folgenden Jahrzehnten sollte es sich als vorteilhaft erweisen, dass aufgrund natürlicher Gegebenheiten die Energieerzeugung durch Wasserkraft in starkem Mass möglich war.
Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts beschleunigte sich die Entwicklung der Industrie in der Schweiz erheblich.
In diesem Zusammenhang ist oft auch von einer zweiten Industrialisierung ab dieser Zeit die Rede. Wachsen konnte vor allem der in der Schweiz traditionell starke Textilsektor. Hier verzeichnete besonders die industrielle Baumwollspinnerei ein rasantes Wachstum. Bald prosperierte auch der Maschinenbau sowie die chemische Industrie. Fabriken entstanden besonders zahlreich im Kanton Zürich.
Für den Transport von Produktionsfaktoren und Fertigprodukten erfolgte zudem ein Ausbau der Eisenbahn. So kam es zwischen 1869 und 1875 in diesem Bereich zu einem regelrechten Boom. Um die oft sehr kapitalintensiven Projekte zu finanzieren, benötigten Unternehmer allerdings viel Geld. Das erhielten sie bald vor allem durch Börsen und Finanzinstitute. So wurde 1850 die erste Schweizer Börse in Genf sowie 1856 die Schweizer Kreditanstalt gegründet.
Die Entwicklung der Industrie in der Schweiz beeinflusste das ganze Land und tut es noch bis heute. Die Auswirkungen der Industrie sind dabei so vielschichtig, dass es sinnvoll ist, zwischen verschiedenen Bereichen zu differenzieren.
Die Industrialisierung sorgte in der Schweiz für ein hohes Wirtschaftswachstum. Indem die Industrie die Hand- und Heimarbeit sukzessive verdrängte, stieg das Produktionsvolumen bei vielen Gütern. Gleichzeitig entstanden neue Arbeitsplätze im Industriesektor. Bereits in den 1860er-Jahren überholte die Industrie die Landwirtschaft als dominanten Bereich für das Wirtschaftswachstum und avancierte zum Wirtschaftsmotor. So entwickelte sich die Schweiz aus dem Papier zu einer der wohlhabendsten Nationen auf dem europäischen Kontinent. Wegen der steigenden Nachfrage der Industrie nach bestimmten Dienstleistungen – vor allem in den Bereichen Kapital und Transport – prosperierte bald auch der Dienstleistungssektor. Dieser spielt bis heute in der Schweiz bekanntlich eine dominante Rolle. Dementsprechend sorgte die Industrialisierung wohl massgeblich dafür, dass die Schweiz heute als Finanzplatz eine so grosse Bedeutung hat. Allerdings hatte und hat die industrielle Entwicklung auch Schattenseiten.
Denn Einkommen und Vermögen waren ungleich verteilt.Während vor allem Unternehmer und Investoren von der wirtschaftlichen Entwicklung und der zunehmenden Güterproduktion profitieren, lebten viele Arbeiter mit ihren Familien in prekären Verhältnissen. Es sollte Jahrzehnte dauern, bis sich deren Lebensumstände signifikant verbesserten.
Die Bevölkerungsentwicklung in der Schweiz verlief ab der Mitte des 19. Jahrhunderts ähnlich rasant wie die Industrialisierung.So nahm die Einwohnerzahl der Alpenrepublik von 1850 bis 1900 um rund 38 Prozent auf 3,3 Millionen Menschen zu. Ursachen waren nicht nur eine längere Lebenserwartung. Auch die Zahl der Geburten nahm zu und ab 1880 stieg auch die Zahl der Einwanderungen sukzessive. Für das rasante Bevölkerungswachstum könnte die Industrialisierung zumindest mitverantwortlich gewesen sein. Denn viele Menschen zogen in dieser Zeit vom Land in Städte, um in den vor allem hier neu entstehenden Fabriken zu arbeiten.
So sank die landwirtschaftliche Bevölkerung in der Schweiz zwischen 1850 und 1910 von 57 auf nur noch 27 Prozent.Diese Urbanisierung erleichterte es vielen wiederum, einen Partner oder eine Partnerin für die Gründung einer Familie zu finden.
Die Industrialisierung brachte einige tiefgreifende soziale Veränderungen mit sich. Das lag vor allem daran, dass die sogenannte Arbeiterklasse entstand. Deren Angehörige mussten unter oft schwierigen Bedingungen in Fabriken schuften. Lange Arbeitszeiten, relativ geringe Löhne sowie unsichere Beschäftigungsverhältnisse führten auch in der Schweiz zu sozialen Spannungen. So mussten Beschäftigte in Spinnereien bis zu 16 Stunden arbeiten und auch Kinderarbeit war allgemein üblich.
Die Arbeiterklasse wuchs ab Mitte des 19. Jahrhunderts rasant und vor allem zulasten der Zahl der im Agrarsektor beschäftigten Menschen.Waren 1850 noch 57 Prozent im Agrarbereich tätig, sank deren Zahl bis 1888 auf nur noch 37 Prozent. Gleichzeitig wuchs die Zahl der Fabrikarbeiter von 42.000 im Jahr 1850 in 30 Jahren auf 150.000. Weil der Produktionsfaktor Arbeit dennoch nicht hinreichend knapp war – vor allem wegen des Wegfalls von Arbeitsplätzen in anderen Bereichen, der fortschreitenden Mechanisierung und des Bevölkerungswachstums – kam es lange Zeit weder zu bedeutenden Lohnsteigerungen noch zu allgemeinen Verbesserungen der Lebensverhältnisse von Arbeitern. Ein Beispiel für derartige Substitutionsprozesse liefert der Blick auf die Textilindustrie.
So entstanden zwar in industriellen Spinnereien in relativ kurzer Zeit zahlreiche Arbeitsplätze. Gleichzeitig waren vom Niedergang im Bereich der Handspinnerei Hunderttausende von Menschen in der Schweiz betroffen.Die skizzierten Missstände verbesserten sich für Angehörige der Arbeiterklasse nur langsam. Ein Meilenstein war die Gründung des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes im Jahr 1880. Erst ein Jahrzehnt später initiierte Wilhelm Klein ein Gesetz, das den Bund dazu verpflichtete, eine Kranken- und Unfallversicherung zu schaffen. Doch auch dann dauerte es noch bis zum Jahr 1912, bis das Kranken- und Unfallversicherungsgesetz durch eine Volksabstimmung angenommen wurde.
Die Industrialisierung hatte, wie praktisch überall, auch in der Schweiz erhebliche Auswirkungen auf die Umwelt. Zwar liess sich durch die geografischen Bedingungen viel Energie durch Wasserkraft und damit relativ umweltfreundlich erzeugen.
Allerdings beeinträchtigte das die aquatische Fauna – vor allem in Flussgebieten.Der immer weiter steigende Energiehunger der Industrie sorgte schliesslich aber auch in der Alpenrepublik für eine immer stärkere Energiegewinnung durch fossile Energieträger. Immerhin konnte das immer leistungsfähigere Eisenbahnnetz Fabriken bald schnell und effizient mit Kohle und Co. versorgen. Selbst wenn das nicht der Fall war, mehrten sich die Abgase, die im Rahmen von Produktionsprozessen entstanden. Die Folgen der mit der globalen Industrialisierung einhergehenden negativen Klimaveränderungen sind bekanntlich bis in die Gegenwart spürbar.
Gleichzeitig benötigten die neuen Industrieanlagen und Siedlungen Platz. Für diese war es oft erforderlich, ganze Wälder abzuholzen. Dadurch verloren zahlreiche Tiere ihren natürlichen Lebensraum, flohen oder versuchten, sich mit Menschen zu arrangieren.Dass Letzteres nicht immer funktionierte, zeigt bis heute das spannungsgeladene Verhältnis zwischen Wolf und Mensch. Die Luft- und Wasserverschmutzung nahm durch industrielle Abfälle und Emissionen zu. Darunter hatten Tiere und Pflanzen oft in noch stärkerem Mass als Menschen zu leiden. Insgesamt führen die Umweltveränderungen zu einem Rückgang der Biodiversität in der Schweiz und beeinflussten nicht nur das lokale Klima negativ.
Lange Zeit hatten die verursachenden Industriebetriebe hier weitgehend Carte blanche und wurden für die Zerstörungen, die sie verursachten, nicht oder nicht in ausreichender Höhe zur Rechenschaft gezogen.Das änderte sich erst sehr langsam, als sich in den letzten Jahrzehnten in der Schweiz ein stärkeres Umweltbewusstsein ausbreitete und es vermehrt zu Umweltauflagen für Industriebetriebe kam.
Die Industrialisierung in der Schweiz nahm vor allem Mitte des 19. Jahrhunderts Tempo auf. Positiven Folgen waren zwar Wirtschaftswachstum und Wohlstand. Die Früchte der Industrialisierung ernteten lange aber nur wenige. Denn vor allem Unternehmer und Investoren partizipierten zunächst an der Ausweitung der Güterproduktion. Mit der Industrialisierung kam es auch zu einem signifikanten Bevölkerungszuwachs in der Schweiz. Möglicherweise trug auch die industrielle Entwicklung zu diesem bei. Auf jeden Fall entstand eine Arbeiterklasse, die lange Zeit überwiegend in prekären Verhältnissen lebte. Zu Verbesserungen kam er erst langsam durch Gewerkschaften und Sozialgesetze. Auch die Natur litt unter der Industrialisierung. Negative Folgen wie Umweltverschmutzung, Klimaveränderungen oder ein Verlust an Biodiversität sind teilweise bis heute spürbar und ein echtes Problem für den Lebensraum von Tier, Pflanze und Mensch. schweiz-kantone.ch, Autorenteam, 25.03.2025
Andreas Räber ist Enneagramm-Coach/Trainer, GPI®-Coach, sowie Autor von zahlreichen Blogs, Fachartikeln und Kurzgeschichten aus den Bereichen Beruf, Gesundheit, Natur und Leben.
«Die Wirtschaftsgeschichte der Schweiz. Von den Anfängen bis zur Gegenwart, 1983.» Bergier, Jean-François. «Soziale Frage», in: Historisches Lexikon der Schweiz, 2012, Degen, Bernard «Urbanisierung», in: Historisches Lexikon der Schweiz, 2015, Eisinger, Angelus Ökosystem Erde. «Die Folgen der industriellen Revolution.» «Industrialisierung», in: Historisches Lexikon der Schweiz, 2015, Veyrassat, Béatrice Wikipedia. «Industrialisierung der Schweiz»
Industrie-Produkte.ch: Industrie – Innovation beginnt mit Menschen Raeber-Leben-Blog.ch: Rückbau, Erdbau und Recycling: Massnahmen der Umwelt zuliebe kmu-marketing-blog.ch/: Wie entsteht ein Produkt? Von der Produktidee zum fertigen Produkt - Spritzguss hilft!
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