Unsere Umwelt ist einzigartig und muss darum aufmerksam beobachtet und gepflegt werden. Jeder Eingriff von Menschenhand hat Konsequenzen. Ganze Ökosysteme können leiden oder zugrunde gehen. Darum braucht es Umwelttechnik. Was sie genau beinhaltet, zeigen wir in diesem Artikel auf.
Die Themen im Überblick:
Das System Umwelt
Vor einigen Jahren war ich mit meiner Frau in Rheinau (Deutschland) in den Ferien. Der Vermieter unserer Ferienwohnung bot uns eine gemeinsame Autofahrt an, um uns die Region etwas näher vorzustellen. Rheinau liegt, wie der Name vermuten lässt, am Rhein. Wo Flüsse oder Seen sind, siedeln sich nicht nur Menschen gerne an, sondern auch die Industrie. In dieser Region gibt es seit Jahren grosse Kieswerke, die für die Bauindustrie Kies aus dem Rhein abführen. In der Folge ist der Rhein dort bis zu 50 Meter tief. Etwas, was man angesichts der Wasseroberfläche nicht wahrnimmt.
Staustufe Rheinau in Deutschland: Massive Eingriffe der Menschen in die Umwelt
Unser Vermieter erzählte, dass vor dem Bau der Kieswerke der Rhein im Frühjahr jeweils die ganze Region überschwemmt hatte. Daraus entstand fruchtbares Land. Jede Familie hatte einen Acker, wo sie ihr Gemüse anbaute.
Seitdem die Kieswerke dort seien, regne es viel weniger. Und auch die Überschwemmungen gibt es nicht mehr. Das Land ist trockener geworden. Viel trockener.
Dieses Beispiel zeigt auf, wie der Einfluss des Menschen Auswirkungen auf die Natur hat. Früher oder später.
Die Natur hat dabei ihre eigene Sprache.
Vielleicht denken Sie jetzt: Wer will schon Überschwemmungen? Im Buch «Aare – Alles im Fluss» (erschienen im WEBER Verlag) schreibt der bekannte Naturfotograf und Autor Michel Roggo, dass Hochwasser aus der Sicht des Menschen zerstörerisch ist, den Flüssen jedoch zur Erneuerung dient.
Zwei Systeme mit unterschiedlichen Bedürfnissen und Auswirkungen.
Bleiben wir noch bei den Gewässern. Im lesenswerten Magazin «Natura Helvetica», Oktober 2023, hält David Bittner (Naturfotograf, Geschäftsführer des Schweizerischen Fischereiverbandes) fest, dass ein Hauptproblem des Fischsterbens die degradierten Lebensräume sind.
Viele Gewässer wurden komplett verbaut. Es gibt kaum mehr frei fliessende Strecken. Im Mittelland sind sämtliche Uferbereiche meistens verbaut, begradigt oder kanalisiert. Alle 100 Meter blockiert ein Hindernis die freie Fischwanderung.
Auch Wasserkraftwerke schaden der Umwelt. Praktisch alle aus der Schweiz abwandernden Aale werden beim Passieren der Turbinen getötet.
Unsere Umwelt funktioniert nicht nach unseren Vorstellungen. Kein Wunder: Sie ist ein eigenes System. Und wir sind Teil davon. Nicht umgekehrt.
Eingriffe durch Menschen in die Natur
Wir Menschen verstehen unsere Umwelt oft als etwas, wo wir uns einfach bedienen können, so scheint es zumindest. Natürlich können die meisten von uns nicht wissen, wie gefährlich Wasserkraftwerke für Fische sein können.
Ein weiteres und sehr krasses Beispiel ist der Aralsee. Dieser See war einst der viertgrösste Binnensee der Welt. Seine Versalzung und Austrocknung ist die Folge eines gigantischen Bewässerungsprojekts, das eine schon wasserarme Steppe bzw. Halbwüste in eine völlige (Salz-)Wüste verwandelte. Mit katastrophalen Folgen für Wirtschaft und Gesellschaft. (Quelle: Wikipedia)
Viele Ideen mögen uns Erleichterung versprechen. Doch müssen sie unbedingt mit der Natur abgeglichen werden. Die Natur ist total vernetzt. Leidet ein Teilchen, gehen andere mit zugrunde. Eine Negativspirale beginnt.
Dass eine stetig wachsende Gesellschaft mehr Ressourcen braucht, ist logisch.
Doch sollte sie dabei nicht den eigenen Lebensraum zerstören.
Umwelttechnik in der Schweiz – Beispiel Toggenburger AG
Heutige Umwelttechnik muss also bedeuten, vor jeglichen Baumassnahmen die Auswirkungen auf die Natur zu überprüfen. Kurz-, mittel- und langfristige Folgen so gut wie möglich aufzuzeigen. Doch Umwelttechnik bedeutet ebenso danach, das heisst, alte «Sünden» und «Baustoffe» aufzuarbeiten.
Auch hier will ich mit einem Beispiel arbeiten: Die Toggenburger AG in Winterthur ist spezialisiert auf Gebäuderückbau, Tiefbauarbeiten, komplexe Baugruben mit Baugrubenabschlüssen und schadstoffbelastete Bauabfälle. Ein fachgerechter Rückbau bedeutet, verschiedene Baustoffe direkt an der Quelle zu trennen. Die sortenrein getrennten Materialien werden wieder dem Materialkreislauf zugeführt oder fachgerecht entsorgt.
Der Transport des Materials erfolgt zum Teil auch mit der Bahn. In den Recyclingplätzen in Neftenbach, Marthalen, Glattfelden und Aadorf werden unbelastete mineralische Bauabfälle aufbereitet.
Baustoffe werden verarbeitet, getrennt und recycelt wieder auf den Markt gebracht.
Umwelttechnik ist eine Denkhaltung, die von diesem Unternehmen geplant und umgesetzt wird. Das Ziel von Toggenburger: Mit der Abteilung Umwelttechnik die Dekontaminierung belasteter Gebäude und Anlagen sowie sämtliche umweltgerechten Entsorgungslösungen anzubieten.
Umwelttechnik bedeutet also hinsehen, planen, handeln. Umweltmanagement bei bestehenden Bauobjekten wie bei neuen.
Was wir selbst tun können
Die Natur ist einzigartig. Ein ausbalanciertes System aus unzähligen ausbalancierten Systemen. Wir müssen begreifen, dass jeder Eingriff in die Umwelt Folgen hat. Auf privater Basis «Umwelttechnik» anzuwenden bedeutet, ein konkretes Umweltbewusstsein zu entwickeln. Was wir selbst tun können:
Regeln einhalten!
Selbst unscheinbare Dinge wie Stand-up-Paddeln haben Folgen. Bei den Vögeln im Schilf löst diese menschliche Nähe einen erheblichen Stress aus. Aufrechte Silhouetten von Menschen bedeuten für Tiere automatisch Gefahr. Muttertiere verlassen ihre Nester, die Eier werden sich selbst überlassen und gehen so zugrunde. Im schlimmsten Fall werden die Brutstätten ganz aufgegeben, weil aufgescheuchte Wasservögel die Erfahrung machen, dass die Schilflandschaft nicht sicher ist. (Quelle: nzz.ch) Einmal mehr: Was wir Menschen cool finden, kann eine Zerstörung der Natur bedeuten.
Bewusstsein steigern
Für Umwelttechnik im Gebäudebau brauchen wir kompetente Berater. Wir können unmöglich alles selbst wissen. Gerade beim Hausbau sind Hinweise von Fachpersonen für BauherrInnen immens wichtig. Wer baut, sollte das Thema Umwelttechnik deshalb schon im Vorfeld beim Architekten platzieren.
Verzichten
Umwelttechnik fängt bereits im Kleinen an. Im Alltagsbereich gibt es viele Möglichkeiten, der Umwelt Sorge zu tragen. Wie Studien zeigen, belastet unsere Mobilität die Umwelt massiv. Fahrgemeinschaften, der Umstieg vom Auto auf den öffentlichen Verkehr, kurze Strecken zu Fuss gehen oder mit dem Fahrrad fahren mögen kleine Dinge sein. Doch je mehr sie gelebt werden, desto mehr bewirken sie. Auch als Inspiration für andere. Nicht plakativ, sondern schlicht aus einer inneren Überzeugung heraus. Jeder noch so kleine Schritt zählt und schützt unsere Umwelt. Die eigenen Bedürfnisse überprüfen: Der Pool vor dem Haus, die grosszügig bemessene Wohnung, möglichst alles elektrisch und mit künstlicher Intelligenz eingerichtet. Die selbstverständlichen Ferienflüge. Man kann es sich schliesslich leisten. Man hat es zu etwas gebracht. Beeindruckend! Doch echtes und tiefes Leben entsteht in Beziehungen. Nicht nur zwischen Menschen. Nein, auch zur Umwelt. Beziehungen mit Respekt.
Respekt bedeutet sehr oft auch Verzichten. Wenn wir damit unsere Umwelt schützen, dann ist es ein sinnvoller Verzicht. Wir erleben (wieder) Sinn.
Unsere (Um)Welt hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Die Signale der Natur sind eindeutig. Raubbau ist nicht mehr angesagt. Sondern ein selbstverständliches Umweltbewusstsein.
Umwelttechnik ist ein lohnenswerter Ansatz. Die Folge einer bewussten Denkhaltung, die letztendlich allen Menschen nützt.
Schweiz-Kantone.ch, 2.10.2024, Andreas Räber
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Gut zu wissen: Baumängel, Schadstoffe, veränderte Nutzungskonzepte oder schlicht ein Fehlkauf können Gründe für den Gebäuderückbau sein. Ein Haus wird komplett oder teilweise abgerissen: Dafür braucht es eine gezielte Vorgehensweise mit gutem Entsorgungskonzept. Entsorgung und Rückbau hier im Fokus. Weiterlesen auf haus-planen.ch
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