Erschütternde Erdbeben weltweit
Erdbebengefahr und Erdbebensicherheit in der Schweiz. Ein Blick in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft in diesem Artikel.
Die Themen im Überblick:
Erschütternde Erdbeben weltweit
In unregelmässigen Abständen erreichen uns immer wieder erschütternde Nachrichten von Erdbeben in verschiedensten Ländern: Ganze Strassenreihen oder auch halbe Städte dem Erdboden gleich. Man darf sich gar nicht vorstellen, wie das sein mag, wenn einem das Haus buchstäblich über dem Kopf zusammenbricht!
Hier in der Schweiz haben wir das grosse Glück, nicht in einem ausgesprochenen Erdbebengebiet zu wohnen. Und doch ereignen sich – laut dem schweizerischen Erdbebendienst SED an der ETH Zürich – in unserem Land jährlich zwischen 1000 und 1500 Erdbeben.
Davon real spürbar sind ca. 10 bis 20 Beben, wobei diese meist keine Schäden verursachen. 1991 ereignete sich in Vaz GR ein Erdbeben, das zu Rissen in Gebäuden und zum Austritt von Grundwasser führte.
Wo Erdbeben am häufigsten vorkommen
Aufgrund von Spannungen können sich diese immensen Platten gegeneinander verschieben und damit die verheerendsten Erdbeben auslösen.
Erdbebengefahr in der Schweiz
Obwohl sich die Schweiz auf relativ sicherem Boden befindet, ereignete sich in den letzten 500 Jahren praktisch jedes Jahrhundert ein Schaden bringendes Erdbeben. Das letzte derartige Beben erschütterte im Januar 1946 die Umgebung von Sion, forderte vier Todesopfer und verursachte Sachschäden in Millionenhöhe. Heutzutage würden die Schäden eines Bebens dieser Magnitude aufgrund der dichteren Besiedlung und verletzbaren Infrastruktur um ein Vielfaches höher ausfallen. (Quelle: seismo.ethz.ch)
1356 erschütterten einige heftige Erdbeben die Stadt Basel und die umliegenden Gebiete. Der grösste Erdstoss erreichte eine Magnitude von ca. 6.6.
Es war das stärkste historisch dokumentierte Erdbeben der Schweiz.
Da die Bevölkerung aufgrund mehrerer Vorbeben wahrscheinlich bereits ins Freie geflüchtet war, wird angenommen, dass es nur relativ wenige Todesopfer gab. Nachbeben erschütterten die Stadt noch während vieler Monate.
Erdbeben vorausschauend begegnen
Erdbeben können grundsätzlich nicht vorhergesagt werden. Trotzdem gibt es einfache Mittel, um mögliche Schäden stark zu minimieren.
Vor einem Erdbeben:
Schutz
Der beste Schutz gegen Erdbeben besteht natürlich zuallererst in einer erdbebengerechten Bauweise.
Versicherung
Prüfung eines Abschlusses einer Erdbebenversicherung, um das persönliche finanzielle Risiko zu mindern.
Sichern
Sichern von Gegenständen, die bei Erschütterungen herunterfallen und dabei Verletzungen verursachen könnten (Regale samt Inhalt, Bilder, Deckenverkleidungen etc.)
Gesundheit
Erste Hilfe Kasten bereithalten
Administration
Wichtige Dokumente kopieren und bereithalten
Verpflegung
Notvorrat anlegen
Wasser und Strom
Sich informieren, wo sich die Hauptschalter für Gas, Öl, Wasser und Strom befinden und wie man sie bedient
Ernstfall Erdbeben:
- Wie man sich im Ernstfall zu verhalten hat, lernen in expliziten Erdbebengebieten bereits Kindergartenkinder.
- In Gebäuden: Deckung suchen (stabiler Tisch, Türrahmen)
- Im Freien: Nicht in Gebäude flüchten
- Das Weite suchen (weg von Gebäuden, Brücken, Strommasten, Bäumen und anderen Orten, wo etwas einstürzen oder herunterfallen könnte)
- An Gewässern: Uferbereich verlassen
- In Fahrzeugen: Anhalten (weg von Brücken, Tunnels oder Gebäuden). Während des Bebens Fahrzeug nicht verlassen.
Verhalten nach einem schweren Erdbeben
- Mit Nachbeben rechnen
- Helfen, ohne sich selbst zu gefährden
- Gebäude auf Schäden prüfen
- Gebäude mit grösseren Schäden vorsichtig verlassen ( Achtung: herabfallende Teile aller Art)
- Gibt es mögliche Brandherde?
- Strom-, Wasser- und Gasleitungen prüfen und eventuell abschalten
- Anweisungen von Einsatzkräften befolgen
- Telefonieren nur im Notfall: Netz für Notfälle freihalten!
- Strassen für Einsatzkräfte freihalten
- Mit Stromausfall rechnen
- Ausserhalb des Schadensgebietes: Achtung Nachbeben!
- Informationen über Radio, TV und Internet
- Schadensgebiet meiden
- Telefonnetz für Notfälle freihalten!
Versicherungsabschluss ja oder nein?
Laut dem Bundesamt für Umwelt BAFU sind Erdbebenschäden im Rahmen der obligatorischen Feuer- und Elementarschadenversicherungen nicht gedeckt. Versicherer verfügen zwar über Fonds für freiwillige Leistungen, doch decken nur einen kleinen Teil des vorhandenen Erdbebenrisikos ab und dies nur in gewissen Kantonen. Daneben existieren freiwillige Versicherungslösungen.
Rückversicherer schätzen, dass ein Erdbeben wie das von Basel 1356 heute zwischen 50 und 100 Milliarden Franken und eines wie das von Visp 1855 etwa 2 bis 5 Milliarden Franken an direkten Gebäude- und Inhaltsschäden verursachen würde. Für viele Eigentümer würde dies den finanziellen Ruin bedeuten.
(Quelle: bafu.admin.ch
Eine obligatorische Erdbebenversicherung kommt immer mal wieder aufs politische Parkett. Bislang wurden alle Bestrebungen abgelehnt. Laut Markus Meier, Direktor HEV Schweiz, wolle sich der Bund mit einer weiteren Verfassungsbestimmung neue Kompetenzen zuschanzen: «Der Bund kann Vorschriften erlassen zum Schutz von Menschen und Sachwerten vor Schädigungen im Zusammenhang mit Erdbeben». Damit würden die Kantone nicht nur bei der Gebäudeversicherung übersteuert, sondern auch bei baugesetzlichen Regulierungen. Jeder Eigentümer kann heute nach eigenem Gutdünken eine private Erdbebenversicherung abschliessen. Der HEV (Hauseigentümerverband) lehnt diese Vorlage deshalb ab.
© schweiz-kantone.ch, 20.3.2024, Autorin: Tabea Räber
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Bauszene.ch: Erdbebensicherheit in der Schweiz
Bei 4 von 5 Schweizer Wohnhäusern ist die Erdbebensicherheit unklar oder ungenügend. Die Mehrheit der Wohngebäude in der Schweiz wurden vor den modernen Baunormen betreffend der Erdbebensicherheit gebaut. Weiterlesen auf bauszene.ch.
haus-planen.ch:Erdbebensicherheit – und die Frage nach der Verantwortung
Erdbeben sind in der Schweiz im Direktvergleich zu Italien, Griechenland oder zur Türkei zwar selten, aber wenn sie auftreten durchaus heftig. Im Wallis, in der Region Basel (man erinnert sich an das vernichtende Erdbeben von 1356, das laut ETH-Forschern als das stärkste in historischer Zeit dokumentierte Beben in Zentraleuropa gilt), in der Zentralschweiz, im Engadin und im St. Galler Rheintal ist die Erdbebengefährdung deutlich höher als im Rest der Schweiz. Die extrem dichte Besiedlung in unserem Land macht das Beben der Erde zu dem Naturereignis mit dem grössten Schadenpotenzial. Weiterlesen auf bauszene.ch.